„Wir haben den Menschen

gar nichts vorzuschreiben“

Fünf Fragen an Rolf Lohmann, Weihbischof für die Region Niederrhein

NIEDERRHEIN. Im Juli 2017 wurde Rolf Lohmann, zuvor Pfarrer und Wallfahrtsrektor von Kevelaer, zum Weihbischof von Münster ernannt. Von Xanten aus ist der 54-Jährige für die Region Niederrhein zuständig. Mitte September verlegte er seinen Wohnsitz in die Domstadt und blickt nun freudig der ersten Weihnachtsmesse an neuer Wirkungsstätte entgegen. Die Niederrhein Nachrichten trafen ihn vorher zum Gespräch.

Weihbischof Rolf Lohmann freut sich über jeden Besucher im Xantener Dom.
Foto: Bischöfliche Pressestelle

Was bedeutet es Ihnen, als Weihbischof erstmals im Xantener Dom die Weihnachtsmesse zu feiern?

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Rolf Lohmann: Es ist etwas ganz Besonderes, an diesem Ort Weihnachten zu feiern. Heute wird die Weihnachtsbotschaft manchmal etwas verniedlicht und leider auch verkitscht dargestellt. Dabei haben sich in der Weihnachtsnacht und rund um die Geburt Jesu dramatische Dinge abgespielt. Die Botschaft sollte immer sein, dass Jesus von Nazareth, also die Menschwerdung Gottes, Konsequenzen für die Menschen hat. Und im Xantener Dom verdichten sich gleich mehrere Belege dafür, dass wir mutig für Jesu Botschaft eintreten und für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen sollen.

Welche Belege sind das?

Rolf Lohmann: Zum einen das Grab des heiligen Viktors, der in Xanten besonders verehrt wird, weil er als Märtyrer Zeugnis für seinen christlichen Glauben abgelegt hat. Zum anderen die Stelen, die an jene Märtyrer erinnern, die sich gegen den Nationalsozialismus erhoben haben. Wenn wir am zweiten Weihnachtstag, wie wir es lithurgisch tun, den heiligen Stephanus feiern, den ersten christlichen Märtyrer, dann spüren wir im Xantener Dom besonders deutlich: Wir dürfen es nicht bei einem verkitschten Weihnachten belassen, sondern müssen betonen, dass Weihnachten immer Folgen für uns hat.

Zu Weihnachten werden die Kirchen wieder gut besucht sein. Im Rest des Jahres bleiben viele Bänke leer. Stört Sie das?

Rolf Lohmann: Wir dürfen das nicht kritisieren, denn wir haben den Menschen gar nichts vorzuschreiben. Die Einladung Jesu geht an alle Menschen. Wir freuen uns über jeden, der kommt und sich von dieser großen Botschaft beschenken lässt. Wir fragen aber nicht, was die Menschen am darauffolgenden Sonntag machen.
An welches Weihnachtsfest erinnern Sie sich besonders gern?

Rolf Lohmann: Aus meiner Kindheit sind das natürlich die Feste mit meiner Familie. Wir haben zu Hause immer sehr schön Weihnachten gefeiert. Als Pfarrer erinnere ich mich besonders gern an die Sechs-Uhr-Messen am ersten Weihnachtstag in der Kerzenkapelle von Kevelaer, obwohl ich manchmal etwas müde war. Ich hatte ja am Vorabend schon die Christmette um 22 Uhr gefeiert und war hinterher beim Empfang im Priesterhaus. Da kam ich nie früh ins Bett. Aber diese besondere Atmosphäre, wenn in der Kapelle alle Kerzen brannten, darauf habe mich immer gefreut.

Sie waren Wallfahrtsrektor in Kevelaer und setzen sich auch in der Deutschen Bischofskonferenz für Themen wie Wallfahrt und Pilgern ein.Wie ist die Resonanz?

Rolf Lohmann: Sehr gut. Ich war positiv überrascht, welch hohen Stellenwert das Thema auch beim Land Nordrhein-Westfalen hat. Es beteiligt sich stark am Projekt „Wallfahrt 2050“, bei dem unter anderem die Hauptstraße und die Gehwege in Kevelaer noch besser an die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern und Rollatorennutzern angepasst werden. Die Erfahrungen, die in Kevelaer gemacht werden, sind zugleich eine Art Pilotprojekt für viele andere Wallfahrtsorte in ganz Deutschland. Als ich im Juli zum Bischof geweiht wurde, kam ich in zwei Kommissionen der Deutschen Bischofskonferenz. Eine der Kommissionen setzt sich mit Fragen der Wallfahrt und des Pilgerns auseinander. Ich begrüße es sehr, wenn diese Themen wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen rücken.

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