„Viele überschätzen sich“

DLRG und Feuerwehr starten Kampagne zum Thema „Sicheres Baden“ in öffentlichen Gewässern

KREIS KLEVE. Sommerzeit ist Badezeit. Leider häufen sich damit auch die Meldungen über tragische Badeunfälle. Im Juni ertrank ein 24-jähriger Tunesier im Eyller See, im vergangenen Jahr verstarb ein zehnjähriger  Junge aus Albanien kurze Zeit nach einem Unglück im Gewässer an der Nierswelle in Goch im Krankenhaus und zwei Monate darauf konnte nur  noch die Leiche der 33-jährigen Chinesin geborgen werden, die nach einem Schnorchelausflug im Wachtendonker Freibad „Blaue Lagune“ nicht zurückgekehrt war.

Am Wisseler See in Kalkar lässt es sich gut aushalten. Der Bereich für Schwimmer und Nichtschwimmer ist gekennzeichnet und an den Wochenenden ist zusätzlich (und ehrenamtlich) die DLRG vor Ort.
Am Wisseler See in Kalkar lässt es sich gut aushalten. Der Bereich für Schwimmer und Nichtschwimmer ist gekennzeichnet und an den Wochenenden ist zusätzlich (und ehrenamtlich) die DLRG vor Ort.

In 2016 sind in Deutschland 537 Menschen  in Gewässern oder Schwimmbädern ertrunken. Das sind nach  Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 49 Badetote mehr als im Jahr davor. Besonders gefährdet: Kinder, ältere Menschen und Flüchtlinge.
Den jüngsten Unglücksfall im Eyller See haben der Kreisfeuerwehrverband Kleve und die DLRG im Kreis Kleve zum Anlass genommen, erneut auf die Gefahren hinzuweisen. „Wir raten zu Besonnenheit und Vorsicht – denn Wasser kann tückisch sein“, erklärt Feuerwehr-Sprecher Stephan Derks. Vor allem an unbewachten Stellen sei das Risiko um ein Vielfaches höher, als an von Rettungsschwimmern beaufsichtigten Badestellen. Auch sei es für die Einsatzkräfte schwer, an diese meist abgelegenen Stellen heran zu kommen. Sascha Wolf ist stellvertretender Vorsitzender des DLRG Ortsverbands in Goch und weiß: „Viele Menschen verschaffen sich Zutritt zu Seen, die nicht zum Schwimmen freigegeben sind.“ Dabei gibt es mit dem Eyller See, dem Naturfreibad Kessel, Wisseler See, Reeser Meer und der Blauen Lagune durchaus Gewässer im Kreis Kleve, die beaufsichtigt sind. Auch, wenn das nicht immer hilft. „Viele Menschen sind leichtsinnig oder überschätzen sich“, erklärt Wolf. Völlig unverständlich sei es aus Sicht der Wasserretter, wenn Kinder unbeaufsichtigt nah am Wasser spielen. Und oft seien auch Alkohol oder andere Drogen im Spiel, wenn es zu Badeunfällen kommt.

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DLRG und Feuerwehr weisen mit neuen Plakaten und Flyern auf Gefahren hin (v.l.): Kreisbrandmeister Reiner Gilles, Sascha Wolf vom DLRG-Ortsverband Goch, der stellvertretende Kreisbrandmeister Norbert Jansen und Feuerwehr-Sprecher Stephan Derks.  NN-Fotos: R.Dehnen
DLRG und Feuerwehr weisen mit neuen Plakaten und Flyern auf Gefahren hin (v.l.): Kreisbrandmeister Reiner Gilles, Sascha Wolf vom DLRG-Ortsverband Goch, der stellvertretende Kreisbrandmeister Norbert Jansen und Feuerwehr-Sprecher Stephan Derks. NN-Fotos: R.Dehnen

Gemeinsam mit dem Kreisfeuerwehrverband hat die DLRG jetzt Flyer und Plakate aufgelegt, die in verschiedenen Sprachen und in Form von Piktogrammen Aufklärungsarbeit leisten sollen. Aufgezeigt werden einfache Verhaltensregeln, die aber im Ernstfall Leben retten können. Wenn trotzdem etwas passiert, gilt: sofort die 112 anwählen. Die Leitstelle alarmiert dann die entsprechenden Rettungskräfte – und immer auch die Feuerwehr. „Auch für die Einsatzkräfte ist es belastend, wenn sie nicht mehr helfen können“, erklärt Kreisbrandmeister Reiner Gilles und appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen. Derks: „Wir stellen leider häufig fest, dass viele ausländische Mitbürger gar nicht schwimmen können.“
Angesprochen fühlen sollten sich aber auch Eltern, die ihren Kindern nicht frühzeitig das Schwimmen beibringen. „Das kann nicht Aufgabe der Schulen sein“, findet Derks und verweist auf zahlreiche Schwimmkurse, die schon für die Kleinsten angeboten werden.
Mit den auffälligen Plakaten ausgestattet werden jetzt zunächst die bewachten Gewässer. Wolf: „Wir stehen in Kontakt mit dem Verband der Kiesbaggereien und werden auch an unbewachten Gewässern Warnschilder aufstellen – dann aber mit dem Schwerpunkt auf das generelle Badeverbot.“ Auch in Flüchtlingsunterkünften sollen die Flyer verteilt werden. Wolf: „Da müssen wir am Ball bleiben und immer wieder darauf hinweisen.“

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