Geerlings: „Das Schwere
im Leben leicht tragen“

Der gebürtige Emmericher und Weihbischof feiert am Samstag seinen 70. Geburtstag

EMMERICH. Ein großes Aufheben möchte Dieter Geerlings um diesen Tag nicht machen. „Ich bin auch gar nicht da“, sagt er lächend. Der Weihbischof, am 15. Juli 1947 in Emmerich geboren, feiert am kommenden Sanstag seinen 70. Geburtstag. Geerlings ist ein humorvoller Mensch, er lacht gern. Seine niederrheinische Prägung – aufgewachsen ist er in Emmerich, nach Studium und Priesterweihe war er unter anderem von 1977 bis 1979 in der Pfarrei St. Willibrord Kleve-Kellen und wurde 1984 zum Rektor der Kapelle des St.-Norbert-Hauses in Xanten berufen – blitzt in ihm immer wieder auf. Doch was macht einen typischen Niederrheiner aus? Das beschreibt er gern mit einem Zitat des Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch: „Der Niederrheiner weiß nichts, kann aber alles erklären.“

Sicherlich sei diese Darstellung etwas verkürzt, aber es sei auch viel Wahres daran. „Der Niederrheiner ist jemand, der um die Begrenztheit des Lebens weiß und auch darum, dass nicht alles todernst ist“, bringt Geerlings einen Charakterzug der Menschen in seiner alten Heimat auf den Punkt. Diese Einstellung sei eine gute, denn „das Leben hat viel Schweres. Da hilft es ein wenig, wenn man das Schwere ein bisschen leichter tragen kann.“ Als bei ihm vor gut eineinhalb Jahren ein bösartiger Magentumor festgestellt wurde, hat ihn diese Grundeinstellung die Krankheit ein weniger leichter ertragen lassen. Die Behandlung war erfolgreich. „Das ist das eine. Das andere sind allerdings die Nebenwirkungen. Mir fehlt ein Organ: der Magen. Deshalb muss ich mich in einem komplett anderen Rhythmus ernähren. Das ist leider schwer zu verbinden mit dem Dienst eines Weihbischofs“, sagt er. Für den Zuspruch vieler Menschen, den er in unterschiedlicher Form erhalten habe, sei er sehr dankbar. Insgesamt habe sich seine Einstellung verändert. „Für mich ist deutlich geworden, dass Krankheiten zum Leben gehören. Auch die Erkrankungen anderer Menschen bedeuten für mich heute etwas anderes als vor ein paar Jahren“, sagt Geerlings.

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[pull_quote_left]Wenn man zwischen den Zeilen liest, kann man sogar den Eindruck bekommen, dass darin ein bisschen spirituelle Würze enthalten ist.[/pull_quote_left]Seit sieben Jahren ist Geerlings als Weihbischof für die Region Coesfeld/Recklinghausen zuständig. Er ist viel unterwegs zwischen Rosendahl und Herten, zwischen Dorsten und Ascheberg. Offen geht er auf die Menschen zu. Bei den zahlreichen Firmfeiern in den Pfarreien kommt er besonders mit Jugendlichen ins Gespräch. „Zwischen uns liegen 55 Jahre Altersunterschied. Sie sprechen eine andere Sprache und kommen mit anderen Erfahrungen in die Kirche. Das respektiere ich und hoffe, dass ich noch genügend Gespür dafür habe, mich auf die unterschiedlichen Sprachen einzustellen“, sagt Geerlings. Neulich sei er gefragt worden, ob im Gottesdienst ein Lied von Helene Fischer gespielt werden könne, mit dem sich die Firmlinge in der Vorbereitung beschäftigt hätten. „Ich habe mir im Vorfeld den Text durchgelesen. Wenn man zwischen den Zeilen liest, kann man sogar den Eindruck bekommen, dass darin ein bisschen spirituelle Würze enthalten ist. Das ist nicht meine Sprache und auch nicht meine Musik, aber für die Jugendlichen ist das gültig“, erzählt er.

Bevor er 2010 in das Amt des Weihbischofs berufen wurde, stand Geerlings 22 Jahre dem Caritasverband für die Diözese Münster vor. Das prägt. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass ihm das Soziale besonders am Herzen liegt. Sobald ihn ein Thema reizt, spricht er aus, was er denkt, spricht Tacheles. Soziale Ungerechtigkeiten, wie sie in vielen Bereichen vorkommen, sind beispielsweise so ein Thema. Ebenso fordert er immer wieder seine Kirche auf, sich bei bestimmten Themen an der Lebensrealität der Menschen zu orientieren und sich neu zu justieren. „Es ist notwendig, dass man sich darüber verständigt, was die Lebensrealität der Menschen für bestimmte Ansprüche und Glaubenssätze der Kirche heute bedeutet“, findet er.

Wenn Geerlings drei Wünsche frei hätte, dann würde er sich wünschen, „dass die vielen Friedensbemühungen der Menschen in unserem Land und weltweit zu einem Ziel führen: Dass wir mehr Frieden in der Welt haben. Wenn ich den Gottesdienst mit den Firmlingen mit den Worten ‚Der Friede sei mit euch‘ – die ersten Worte des auferstandenen Christus – eröffne, bin ich immer ganz ergriffen.“ An zweiter Stelle wünscht er sich, dass er sein Leben erträglich gestalten kann und „der Glaube den Menschen und mir selbst ein gutes Gepäck ist, um durchs Leben zu gehen.“ Und als dritten spontanen Wunsch hofft er, dass ihm noch viel Zeit bleibe, um sich mit anderen Interessen wie zum Beispiel Literatur und Kunst zu beschäftigen.

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