Im Bild verschwunden

Rüdiger Dehnens Fotoserie „Follow your dreams“ im Foyer der Stadthalle

KLEVE. Theater sind Orte für Träume, Illusionen und – man vergisst das schnell – Wirklichkeiten. Sie alle treffen sich dort und gehen Verbindungen ein. Gut also, dass Rüdiger Dehnens Foto-Serie „Follow your dreams“ jetzt im Foyer der Stadthalle ein Zuhause gefunden hat. Diagnose: Ziel erreicht.

NN-Fotograf Rüdiger Dehnen. Berufsbedingt ist er nur auf wenigen Fotos zu sehen, denn in der Regel ist er „am Drücker“. NN-Foto: HF
NN-Fotograf Rüdiger Dehnen. Berufsbedingt ist er nur auf wenigen Fotos zu sehen, denn in der Regel ist er „am Drücker“. NN-Foto: HF

Zu sehen: Junge Menschen, die – für ein Foto – in eine (Traum)Rolle geschlüpft sind. Dehnens Aufgabe: Eine Art Doppelbelichtung, denn dass da jemand in eine Rolle schlüpft, ist ja nur die erste Dimension. Ihn dann auch genau dort „einzufangen“ und abzubilden setzt ein geschultes Auge voraus. Das geschulte Auge aber ist nichts anderes als die Summe der Erfahrung beim Hinsehen und Hinfühlen – immer kombiniert mit der wunderbaren Melange aus Empathie und (fotografischkünstlerischgestaltender) Distanz. Dass Dehnen einer ist, der eben das beherrscht, zeigen die Fotografien, die jetzt eine (hoffentlich) dauerhafte Bleibe in der Stadthalle gefunden haben.

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Die Geschichte

Von den Träumem der Nacht bleibt oft nicht mehr als ein Hauch der Erinnerung. Träume sind flüchtig und was von ihnen bleibt, hängt davon ab, wie sie mitgeteilt werden. Kann man Träume fotografieren? Vielleicht.
Alles begann mit einer weißen Wand – draufgepappt ein paar Fotos. Dazu ein Schriftzug: „Follow your dreams.“ Die Wand stand in den Räumen des Theater im Fluss in Kleve – nur ein Requisit, um den Raum zu teilen. Auch die Fantasie ist ein Raum. Manchmal sind Träume bildgewordenes Wünschen und wenn Träume Wünsche sind, kann man sie illustrieren. Was dann entsteht, können Fotos – in diesem Fall Fotos von Jugendlichen – sein, die sich in ihre Wünsche begeben haben. Wer möchten sie sein? Was? Und wie? Alle „Darsteller“ (Jugendliche im Alter zwischen zehn und 14 Jahren) sind vor einem schwarzen Hintergrund zu sehen. Aufgenommen wurden die Bilder in den Räumen des Theater im Fluss. Entstanden sind am Ende nicht Traumbilder, sondern intensive Portraits – Studien, die einen Augenblick belichten und dabei viel mehr sind als Momentaufnahmen. Rüdiger Dehnen kennt sich mit Menschenbildern aus. Im wahren Leben ist er Fotojournalist – für die Niederrhein Nachrichten. Dehnen hat gelernt, mit Gesichtern Geschichten zu erzählen. Falsch: Er lässt die Gesichter erzählen. Den Portraits merkt man trotz der Inszenierung das Normale an. Und der Fotograf merkt, wie die Requisite den Menschen ändert.

„Follow your dreams“ –  ein Teil der Serie ist jetzt im Stadthallenfoyer zu sehen. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
„Follow your dreams“ – ein Teil der Serie ist jetzt im Stadthallenfoyer zu sehen. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

„Da nimmt jemand etwas in die Hand oder zieht sich was an, und gleich trifft diese unglaublich spannende Veränderung ein.“ Die Portraits von „Follow your dreams“ wirken nicht gestelzt, nicht gekünstelt, nicht hergestellt. Eben das macht sie so spannend. Man sieht keinen Eingriff, aber man spürt das Auge des Fotografen – das Gespür für den einen Moment, der sich von allen anderen unterscheidet. Am Ende lässt sich das Bild nicht mehr von der Darstellung trennen – die Aussage nicht von der Stimmung, das Was nicht vom Wie. Die große Kunst der Portraits besteht für den Fotografen darin, auf konstruktive Art im Bild zu verschwinden.

Die Portraitierten: Darsteller im eigenen Leben: Manche mit Tiefgang, manche mit Witz – und alle den Wünschen auf der Spur und den Zukünften, denn sicher ist: Es wartet nicht nur eine Zukunft, nichts, das konfektioniert bereit steht. Wünsche muss man anprobieren wie der Schauspieler ein Kostüm. Man muss sie aushalten. Anpassen. Irgendwann in 30 Jahren oder mehr können alle, die auf den Portraits zu sehen sind, in den Rückspiegel schauen und das Passierte mit dem Erwarteten vergleichen. „Follow your dreams“ ist – irgendwie hinter dem eigenen Rücken – das Protrait einer Generation und wem das zu gewaltig klingt, für den bleiben einfach schöne Bilder.

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