Urgestein Bruno Waerder hängt nach 50 Jahren seine Schiedsrichterpfeife an den Nagel. NN-Foto: Nina Meyer

NIEDERRHEIN. Das nieder­rheinische Fußball-Urgestein Bruno Waerder aus Veert beendet nach 50 Jahren seine Schiedsrichterlaufbahn am morgigen Sonntag, 28. Mai. Dann pfeift er um 13 Uhr auf dem Veerter Sportplatz sein letztes Spiel (SV Veert III-Walbeck III) an.

Fast sein ganzes Leben stand der gebürtige Baesdonker auf dem Platz. Erst spielte er ziemlich erfolgreich beim damaligen TuS Gelria 09 in der zweiten Mannschaft Kreisliga B bis zur Landesliga und als Aushilfsspieler in der Verbandsliga. 1966 wechselte Bruno Waerder zum SV Veert, der bis heute sein Heimatverein ist, und schaffte sofort mit seinen Kameraden den Aufstieg in die Kreisliga A. Mit 26 tauschte Bruno Waerder aus beruflichen Gründen – er war insgesamt 31 Jahre bei den Ruwelwerken angestellt – sein Hobby vom Fußballspieler zum Schiedsrichter. Mit Unterstützung seines Vorbilds Manfred Wagenknecht konnte er schon im dritten Jahr in der Bezirksliga pfeifen, weiter ging es zwölf Jahre in der Landesliga sowie zehn Jahre in der Verbandsliga. In dieser Zeit war er auch im Gespann von Fifa-Schiedsrichter Dieter Pauly in der 2. Bundesliga. „Manchmal war ich drei, vier Wochen gar nicht im Kreis Kleve eingesetzt”, erinnert sich der Veerter. Zu Waerders sportlichen Höhepunkten zählte das Aufstiegsspiel zur Oberliga zwischen den Lokalrivalen 1. FC Bocholt und Olympia Bocholt. Auch sein Einsatz am Tivoli in Aachen als Linienrichter war ein Erlebnis: „Nach dem Spiel saß ich beim Essen nebem dem DFB-Vorsitzenden Egidius Braun.” Gerne erinnert sich der Jubilar an seinen Einsatz in England bei Leicester City. Und „einmalig” war seine Tätigkeit als Schiedsrichter beim SV Issum. Dort war er zehn Jahre lang jeden Samstag im Einsatz – abwechselnd bei den A-Herren und den Alten Herren. Stolz ist der eingefleischte Köln-Fan auf die Spiele mit Traditions-Mannschaften der 1. Bundesliga, die meist aus besonderen Anlässen stattfanden. Dabei waren der 1. FC Köln, Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, RW Essen, VfL Bochum und MSV Duisburg. „Ich glaube, ich habe bei allen Sportplatzjubiläen oder -einweihungen in der Region gepfiffen”, erzählt er. Vier der vielen Linienrichter an seiner Seite sind ihm besonders wichtig: Heinz Munser (SV Sevelen), Josef Dicks (SV Walbeck), Karl-Heinz van de Locht (TSV Nieukerk) und Jakob Jeuken (DJV Twisteden). Zu Roten Karten hatte Bruno Waerder ein ambivalentes Verhältnis. „Am Anfang musste ich mir erst mal einen Namen machen. Da hatte ich 20 Feldverweise in einer Saison. Aber mein Rekord liegt bei zehn Jahren ohne Rote Karte.” In 50 Jahren gab es einen einzigen Bestechungsversuch („den Typen hab‘ ich einfach stehen lassen”). Traurig war der Spielabbruch in Wachtendonk, als dort ein Spieler einen Schlag vor den Kehlkopf bekam, daraufhin seine Zunge verschluckte und um sein Leben kämpfte.

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Ehefrau Inge stand all die Jahre an seiner Seite. Denn jedes Wochenende war Bruno Waerder pfeifend unterwegs, drei Spiele pro Woche waren auch zuletzt noch normal. Während sich die drei Töchter auf das Reiten konzentrierten, freut sich Bruno Waerder über seine Enkel: An­dré Urselmann ist Schiedsrichter bei Union Wetten, Simon van Stephoudt spielt beim selben Verein. „Ich bin meiner Familie sehr dankbar, dass sie mir den Schiedsrichterweg gegönnt hat.” Und doch ist der 74-Jährige froh, dass nun Schluss ist. „Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Aber für die Rennerei bin ich einfach zu alt.” So ganz Schluss ist für Bruno Waerder dann doch noch nicht. Noch zwei Jahre lang wird er als Betreuer der Nachwuchs-Schiedsrichter weitermachen.

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