Austernfischer brütet in Vernum

Normalerweise lebt der Watvogel an der Nordsee – wie schon 2016 ist er jetzt erneut im Gelderland zu Gast

VERNUM. Mit dem Fernglas schaut Toni Barz aus dem heimischen Wohnzimmer-Fenster.  „Da sitzt er wieder“, ruft er begeistert. Auf einem freien Feld in unmittelbarer Nachbarschaft hat es sich ein Austernfischer-Pärchen bequem gemacht. Wie es ausschaut, brütet es dort abwechselnd seine Eier aus.

Auf dem freien Feld in Vernum fühlt sich der Austernfischer wohl. NN-Foto: Theo Leie
Auf dem freien Feld in Vernum fühlt sich der Austernfischer wohl. NN-Foto: Theo Leie

Toni Barz und seine Ehefrau Anita beobachten den Watvogel schon seit rund einem Jahr. Damals ist er ihnen zum ersten Mal aufgefallen. „Normalerweise erkenne ich alle heimischen Vögel an ihrer Stimme. Damals hörte ich aber eine, die mir nicht bekannt war und wurde hellhörig“, sagt Toni Barz. Der Hobby-Ornithologe schaute sich den ihm unbekannten Vogel, der eine ganz markante, schrille Stimme hat,  einmal genau an. „An seinem langen, orangenen Schnabel erkannte ich, dass es sich um einen Watvogel handeln musste. Also habe ich mir ein paar Watvögel angeschaut und gesehen, dass es ein Austernfischer ist“, erzählt Barz, der sich über den unangekündigten Besuch jedoch sehr wunderte.

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Ein Austernfischer lebt schließlich normalerweise an der Nordseeküste. „Auf dem flachen Land sieht man ihn eigentlich gar nicht“, weiß Barz. Denn die Lebensbedingungen seien für einen Watvogel wie den Austernfischer in Vernum nicht optimal. „Er holt sich ja seine Nahrung etwa in Form von Würmern aus dem Watt. Das kann er an der Nordsee besser als bei uns“, erläutert Barz. Das Austernfischer-Pärchen blieb im vergangenen Jahr aber trotzdem einige Zeit im Gelderland. „Sie saßen sogar oft bei uns oben auf dem Dach“, berichtet Toni Barz. Nur im Winter sah das Ehepaar ihn nicht mehr bei sich umherfliegen.

[quote_box_left]Der Austernfischer
Der Austernfischer gilt als einer der charakteristischsten Vögel der Nordseeküste. Er lebt vor allem im Wattenmeer und dem küstennahen Binnenland. Der bis zu 45 Zentimeter große und schwarz-weiß gefiederte Watvogel ist besonders gut an seinem langen orangefarbenen Schnabel zu erkennen, den er bei der Nahrungssuche einsetzt. Seine markante und schrille Stimme ist der typische Kontaktruf des außerhalb der Brutzeit sehr geselligen Vogels. Während der zirka 26 Tage andauernden Brutzeit kann der Austernfischer aber zum Beispiel anderen Vögeln gegenüber mitunter sehr agressiv werden, um seine Brut zu beschützen. Dazu verlässt er auch gerne mal das Nest, um die Aufmerksamkeit mit lauten Rufen auf sich zu lenken.[/quote_box_left]Vor ein paar Wochen kehrte das Austernfischer-Pärchen aber zurück. Dieses Mal war jedoch etwas anders: Die beiden Watvögel saßen fast immer abwsechselnd auf einem freiem Feld und verließen diese eine bestimmte Stelle nicht. „Man sieht lediglich ab und zu, wie beide Vögel sich gegenseitig abwechseln“, so Toni Barz. „Außerdem haben sie immer wieder Bussarde angegriffen und verscheucht“, beobachteten der 73-Jährige und seine Frau Anita. Für beide ließ das nur eine Schlussfolgerung zu: Das Austernfischer-Paar brütet aus.
Mehrmals täglich greift Toni Barz nun zu seinem Fernglas oder geht behutsam zum Feld hin. Gesehen hat er ein Nest zwar noch nicht, in Absprache mit dem Bauern möchte er die Stelle, an der das Austernfischer-Pärchen immer sitzt, aber abstecken. „Ich habe den Bauer, dem das Feld gehört, angerufen. Er war sofort einverstanden, da er auch sehr naturverbunden ist. Diese Bereitschaft finde ich großartig“, sagt Toni Barz, der dem Watvogel damit große Dienste geleistet hat. Denn hätte er das Austernfischer-Pärchen nicht so gut beobachtet, hätte es der Bauer mit einem seiner großen Landwirtschaftsmaschinen womöglich erwischt und die Brut hätte voraussichtlich nicht überlebt.

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