VdK – Sensor der Sozialpolitik

Sozialverband tritt ein für mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft und leistet Rechtsberatung

NIEDERRHEIN. „Die positive Entwicklung der Mitgliederzahlen zeigt, dass der Sozialverband VdK als Sensor der Sozialpolitik verstanden wird“, äußert Horst Vöge, 1. Vorsitzender des Kreisverbandes am Niederrhein (zuständig für die Kreise Kleve und Wesel und für die Stadt Duisburg) und sieht das begründet in der großen Verunsicherung der Bevölkerung zu den Themen soziale Ungleichheit und wachsende (Alters-)Armut sowie die immer komplizierter gewordene Gesetzgebung im Sozialrecht. Ende des Monats wird der Kreisverband über 25.000 Mitglieder  zählen. Im Kreis Kleve stiegen die Zahlen von 2013 bis März 2017 um 15,3 Prozent auf 6.674, im Kreis Wesel um 16 Prozent auf 11.081 und in Duisburg um 34,4 Prozent auf 7.204

Vier Prozent aller Behinderungen sind angeboren, doch 25 Prozent aller Erwachsenen sind im Alltag eingeschränkt. Foto: VdK
Vier Prozent aller Behinderungen sind angeboren, doch 25 Prozent aller Erwachsenen sind im Alltag eingeschränkt.
Foto: VdK

 

„Rund 70 Prozent der Neumitglieder kommen, weil sie Rechtsberatung brauchen, oftmals werden sie von Reha-Zentren, von der Krankenkasse oder von der Agentur für Arbeit zu uns geschickt“, erläutert Robert Walter, der stellvertretende Geschäftsführer des Kreisverbandes. Aber auch sozialpolitische Themen interssieren die Menschen verstärkt und das Vereinsleben in den 55 Ortsverbänden wissen die Mitglieder sehr zu schätzen. Mit Stolz berichtet der Vorstand, dass die Vereine vor Ort sehr gute Arbeit leisten aufgrund des großen Engagements durch Ehrenamtler. Rechtsberatung überlässt der Vorstand hauptsächlich Juristen, die  schwerpunktmäßig Sozialrecht studiert haben. „Wir haben die Sprechstundenzeiten ausgeweitet. Noch in 2013 boten wir monatlich im Kreis Kleve 23,5 Stunden an und im Kreis Wesel 57,33 Stunden, jetzt sind es im Kreis Kleve 29 Stunden und im Kreis Wesel knapp 63 Stunden im Monat“, rechnet Robert Walter vor. Immerhin konnten in 2016 fast 1,3 Millionen Euro Nachzahlungen erstritten werden, davon wurden an die Mitglieder gut 424.000 Euro ausgezahlt, den „Löwenanteil“ erhielten Krankenkassen und Agentur für Arbeit / Jobcenter als Ersatz für vorgestreckte Leistungen.
„Positiv sind die Neuerungen des seit Januar geltenden Pflegegesetzes, da nun auch an Demenz  Erkrankte mit aufgenommen wurden“, erläutert Horst Vöge, gibt jedoch den erheblichen Mehraufwand für den Medizinischen Dienst zu bedenken: „Früher wurden 33 Kriterien untersucht, jetzt sind es 65. Das führt    zu längeren Wartezeiten für die Antragsteller und auch für Verunsicherung. Wünschenswert wäre, wenn es in den Kommunen eine einheitliche Pflegeberatung gäbe. Doch die Qualifikation der Berater ist sehr unterschiedlich. Auch die Angehörigen brauchen meist plötzlich und unmittelbare Hilfe – da sind Behörden oftmals überfordert.“ Vöge nennt Zahlen: „Nach Berechnungen gibt es in NRW 300.000 dementiell erkrankte Menschen, Tendenz steigend.“ Robert Walter ergänzt: „Wir fordern eine unabhängige Beratung, am besten Zuhause bei den Patienten. Angehörige haben oft niemanden für die Betreuung, um stundenlang in Ämtern zu warten. Auch eine Hotline, wie der Kreis Kleve sie anbietet, ist nicht ausreichend. Manche Ortsvereine schicken Ehrenamtliche, wenn der Medizinische Dienst zur Begutachtung kommt, damit die Patienten nicht alleine gelassen sind und sich ausgeliefert fühlen.“
Als überparteilicher Sozialverband hat sich der VdK Gedanken gemacht über „barrierfreie Wahllokale“. Erika Heckmann, stellvertretende Vorsitzende beim Kreisverband, fordert: „Briefwahl ist keine Alternative. Für viele Menschen ist der Gang zur Wahlurne ein Symbol der demokratischen Teilhabe. Ältere Menschen oder Menschen mit Handicaps sollten nicht ausgeschlossen werden.“ Mit einer „Checkliste“  wendet sich der VdK an Kommunen, um diese zu erinnern, worauf zu achten ist: Erreichbarkeit, Parkmöglichkeiten, Hilfestellung durch Wahlhelfer, Sitzplätze für Wartende, Beleuchtung usw.
Heute ist Kreisverbandstag für alle VdK-Delegierten in der Stadthalle Rheinberg, Wechsel im Vorstand ist bei den  Wahlen nicht zu erwarten.

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