Immer frisch auf den Tisch

In der Offenen Ganztagsschule der St. Nikolaus-Grundschule in Issum wird selbst gekocht

ISSUM. Wenn es den Kindern der Offenen Ganztagsschule an der St.-Nikolausschule in Issum gut geschmeckt hat, lassen sie ihr „Sternchen“ tanzen. „Und das kommt wirklich oft vor“, versichert Leiterin Petra Aalken. Denn Köchin Lisa Sternke weiß, wie sie ihre Kinder nicht nur satt sondern auch glücklich macht.

Hier schmeckt‘s allen: In der Ganztagsschule der Issumer St.-Nikolaus-Grundschule wird täglich frisch gekocht. Leiter Petra Aalken und „ihre“ Kinder genießen die leckeren Gerichte, die ein dreiköpfiges Koch-Team mit frischen regionalen und saisonalen Produkten und viel Liebe zubereitet. NN-Foto: Nina Meyer
Hier schmeckt‘s allen: In der Ganztagsschule der Issumer St.-Nikolaus-Grundschule wird täglich frisch gekocht. Leiter Petra Aalken und „ihre“ Kinder genießen die leckeren Gerichte, die ein dreiköpfiges Koch-Team mit frischen regionalen und saisonalen Produkten und viel Liebe zubereitet.
NN-Foto: Nina Meyer

„Ein Lob auf die Küche, der Küche ein Lob, ein Lob…“, singen Philip, Milosch, Johanna und die anderen. Lisa Sternke steht in der Lehrküche, wo auch gegessen wird, und wiegt sich im Takt. Rollbraten mit Gemüse und Graupen hat sie an diesem Tag serviert. Und die wollten fast alle einen Nachschlag haben. „Seit wir selber kochen, haben wir fast keine Reste mehr. Die Kinder essen eigentlich alles gerne, weil es frisch auf den Tisch kommt und allein deshalb schon gut schmeckt“, erläutert Petra Aalken.
Im Dezember 2013 hat die Nikolaus-Schule vom Catering-Essen auf die eigene Küche umgestellt. Zum einen waren die Verantwortlichen mit der Qualität des gelieferten Essens nicht zufrieden und zum anderen ging die Umstellung mit der Zertifizierung zur Kneipp-Schule einher.
„Unser Ziel ist eine ganzheitliche gesunde Ernährung und Lebensweise“, fährt Petra Aalken fort. Im Sinne der fünf Säulen, auf der die Kneippsche Lehre beruht, finden sich die Schwerpunkte Wasser, Lebensordnung, Ernährung, Kräuter und Bewegung im Schulalltag wieder. Gekocht wird saisonal, regional und mit Kräutern aus dem eigenen Garten. Die drei Hauswirtschafterinnen Renate Weidner, Angelika Draganski und Lisa Sternke wechseln sich ab. Um 9.30 Uhr beginnt ihre Arbeit in der Küche. Beste Öle werden hier verwendet und kein Convenience Food, also Fertigessen.
Spaghetti und Pizza sind natürlich auch hier die absoluten Lieblingsessen, und es gibt auch mal Hamburger – mit knackigem Salat und frischen Brötchen zum Selbstbelegen. Lisa Sternke: „Aber auch Suppen und Eintöpfe sind sehr beliebt.“ Sie bietet den Kindern auch gerne internationale Speisen an, kocht italienische oder asiatische Gerichte. „Schmeckt nicht“ gibt es bei ihr nicht. Der Deal: Jedes Kind probiert erst mal, einen Teelöffel voll. „Die Kinder sollen keine Angst vor Essen haben, das sie nicht kennen. So erweitert sich ihre kleine Welt“, ist die gebürtige Polin überzeugt. Da müssen dann auch manchmal kleine Missverständnisse aus der Welt geschafft werden, über die die Kinder sehr lachen: „Graupen sind keine Raupen und ‚falscher Hase‘ ist ein Hackbraten.“
Den Einkauf organisieren die Köchinnen selbst. Die Issumer Geschäftsleute sind als Partner mit im Boot und unterstützen die Schule mit günstigen Konditionen. Dadurch ist es der Schule möglich, die Verpflegung der Kinder für 3,20 Euro pro Mahlzeit anzubieten. Einmal in der Woche gibt es Fleisch und Fisch und Süßes nur in Maßen. Begonnen hat das Mittagessen mit 14 Kindern, heute sind es 72. Gegessen wird in zwei Gruppen. An fünf Tischen sitzen sie zusammen. Jedes Essen beginnt mit dem gemeinsamen Gebet, das immer ein anderes Kind spricht. Dann wünschen sich alle einen guten Appetit und Tisch für Tisch stehen die Kinder auf und lassen sich von der Köchin ihr Essen ausgeben. Glasflaschen mit Wasser stehen auf den Tischen und kleine Frotteetücher liegen in Stapeln bereit als Servietten. Wenn alle aufgegessen haben, räumt jedes Kind seinen Teller, Besteck und Glas in die Spülmaschine und dann kommt, was alle sehnsüchtig erwarten: der Nachtisch. Die Himbeer-Mascarpone-Creme schmeckt nach mehr, aber jedes Kind bekommt nur ein Gläschen. „Sonst würden sie nur die Nachspeisen essen“, erklärt Petra Aalken. Das gemeinsame Mittagessen ist auch ein wichtiger Rahmen, um zu erzählen, sich auszutauschen und zu entspannen. Nach dem Essen dürfen die Kinder für eine Viertelstunde auf den Schulhof, bevor es in die Nachmittagsbetreuung und an die Hausaufgaben geht. „Wir haben viele tolle Angebote, sportliche und kreative. Aber ganz wichtig ist für die Kinder auch zu spielen und runterzukommen“, so Petra Aalken weiter.
Etwa 1.200 Essen werden jeden Monat an der Issumer Schule zubereitet. Mit Sorge sieht Petra Aalken, dass der Trend zur Selbstversorgung an anderen Schulen jedoch rückläufig sei. „Wir können für uns nur feststellen: Es ist machbar, es rechnet sich und es tut allen gut“, so ihr Fazit.
Nina Meyer

-Anzeige-
Vorheriger ArtikelNeue Fahrgastinformation in Geldern
Nächster Artikel80-jähriger Autofahrer schwebt nach Unfall in Lebensgefahr