Sie alle hoffen, dass sich der Gedanke des Fairen Handels kontinuierlich weiter verbreitet: v.l. Dr. Wolfgang Schneider, Anette Artz (Weltladen), Lena Simon, Irene van Dam und Franziska Erps von der Marienschule, Bürgermeister Thomas Görtz und Margareta Felbert (Kolpingsfamilie).NN-Foto: I. Maas

XANTEN. Wir alle wissen, dass unsere Güter, die wir täglich konsumieren, oft unter menschenunwürdigen Bedingen angebaut und hergestellt werden. Dumpinglöhne, Kinderarbeit, Ausbeutung – all das nehmen wir in Kauf, um weiter billig einkaufen zu können. Doch es geht auch anders – wenn wir nur bereit wären, umzudenken und manchmal auch etwas tiefer in die Tasche zu greifen.

In der Stadt Xanten hat dieses Umdenken bereits begonnen: Seit 2012 ist sie Fairtrade Stadt, sie unterstützt den Fairen Handel. „Peu à peu haben wir unsere Aktivitäten ausgebaut und haben bei verschiedenen Treffen mit anderen Städten mit der gleichen Intention festgestellt, dass wir uns da nicht verstecken müssen.“ freut sich Bürgermeister Thomas Görtz.

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Immer mehr Produkte aus dem fairen Handel erweitern die Palette dessen, was im Rathaus konsumiert wird. Neben Kaffee, Tee, Limonade und anderem werden jetzt auch Kulis benutzt, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sind. Selbst fair gehandelte Fußbälle gibt es bereits, davon hat die Stadt 30 Stück erworben und an Vereine und Schulen verteilt. Natürlich kann man diese Dinge auch an vielen Stellen in der Stadt kaufen, beispielsweise im Welt Laden, bei der TIX und teilweise beim fzx. Auch die städtischen Briefbögen sind jetzt mit einem entsprechenden Logo versehen. Und es gibt Aufkleber, mit denen Geschäfte demnächst an Türen und Fenstern darauf aufmerksam machen  können, dass sie faire Produkte führen.
Aufmerksamkeit erregten auch die Baumwolltaschen mit dem Fairtrade-Logo, die, gefüllt mit Infomaterial über die Stadt, an alle Neubürger verteilt werden. Die Dachgesellschaft Fair Trade Deutschland will diese Aktion als gutes Beispiel jetzt auf ihre Homepage stellen.

„Das Bemühen, den Fairen Handel ins Bewusstsein zu rücken und das Einkaufsverhalten zu beeinflussen muss immer weiter gehen“ so Dr. Wolfgang Schneider, Vorsitzender der Welt-Gruppe Xanten. „Mit dieser Intention haben wir jetzt gemeinsam mit der Stadt einen Flyer erstellt, der den Gedanken des Fairen Handels erklärt und auf die vielen Aktivitäten in der Stadt hinweist. Er wird demnächst an vielen Stellen ausgelegt und weist sowohl Xantener als auch auswärtige Besucher auf die verschiedenen Möglichkeiten hin, etwas für mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt zu tun.“ Dr. Schneider ist froh, von vielen Schulen Unterstützung zu erfahren. So waren in den letzten Wochen Schülerinnen der Marienschule in Xantener Geschäften unterwegs,  um sich ein Bild davon zu machen, wie und in welchem Maße fair gehandelte Produkte angeboten werden. „Es gibt schon sehr viele Geschäfte, die sich beteiligen, sowohl auf dem Lebensmittel- als auch auf dem Textilsektor“ so Lena Simon. „Und auch die Präsentation der Waren war eigentlich überall sehr ansprechend und gut zu sehen.“

Lena ist Mitglied der Fair Trade-Gruppe der Marienschule, die die Weltgruppe unterstützt. „Der Faire Gedanke ist der Schule sehr wichtig“ unterstreicht auch Irene  van Dam, Lehrerin an der Marienschule. „Das Thema wird immer wieder im Unterricht aufgegriffen. Außerdem verkaufen wir einmal im Monat faire Produkte, es gibt in dieser Woche ein faires Frühstück, wir hatten schon ein Punk-Musical zu diesem Thema hier und demnächst gibt es auch faire Bananenmilch-Shakes und anderes. Das ganze Jahr über finden Aktionen statt und in der  Fair Trade-Gruppe sind Schülerinnen aus allen Klassen, die gemeinsam solche Projekte planen und durchführen.“

Vor 30 Jahren sah das noch ganz anders aus, erinnert sich Dr. Schneider. Im Herbst 1987 wurde der Welt-Laden offiziell eröffnet und die Welt-Gruppe gegründet. „Damals waren die großen  Lebensmittelketten noch weit davon entfernt, diese Produkte in ihr Sortiment aufzunehmen. Da waren wir hier gemeinsam mit Theo Lurvink Vorreiter in der ganzen Region. Das hat sich zwar geändert, aber die Umsätze sind immer noch nicht exorbitant.“  Das 30-jährige Jubiläum wird nächstes Jahr natürlich gefeiert, aber nicht an einem einzigen Tag, sondern mit Aktionen übers ganze Jahr verteilt. Mit ins Boot geholt wurde auch die Kolpingsfamilie, die Ideen des fairen Handels demnächst auch über die Kirchengemeinden verbreiten will.
„Man darf ja nicht vergessen, dass unsere ganze Arbeit ehrenamtlich ist“ so Dr. Schneider. „Wir haben rund 30 bis 40 ehrenamtliche Helfer und Unterstützer, darunter in der Steuerungsgruppe auch viele Mitglieder von Xantener Parteien. Und alles, was wir planen, muss ja irgendwie gestemmt werden. Da sind wir natürlich froh, wenn wir auch in Schulen und Kindergärten so viel Unterstützung erfahren.“

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