Zwei Kurzfilme zum Thema Gefahren durch „Handy am Steuer“, die in Zusammenarbeit mit der Kreispolizeibehörde Kleve produziert wurden, stellte die Schülervertretung der Gesamtschule Mittelkreis am Donnnerstag im Gocher Goli Kino vor. Zu Gast war auch NRW-Innenminister Ralf Jäger (Bild), der nicht nur die beiden Hauptdarsteller Jonas Bruns und Vera Diedenhofen für ihr Engagement lobte. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

GOCH. Mal eben während der Autofahrt aufs Handy schauen, nur kurz die Nachrichten checken und einhändig lenken – was soll denn da schon groß passieren? Dabei reichen drei Sekunden bei 50 Stundenkilometern aus, um 42 Meter „Blindflug“ über die Straße zu machen. Da bleibt keine Chance mehr, auf irgendetwas zu reagieren.

Eindringlich machen zwei Kurzfilme auf die immensen Gefahren dieses Verhaltens aufmerksam. Die Schülervertretung der Gesamtschule Mittelkreis hat ein Jahr lang an dem Projekt „Blindflug tötet“ – für das die Gocher Künstlerin Birgit Blesting das Plakat entworfen hat – gearbeitet.

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Am Donnerstag wurden die beiden Filme „Jonas“ und Anna“ im Goli Kino geladenen Gästen und Sponsoren vorgeführt. Auch NRW-Innenminister Ralf Jäger war trotz seines engen Terminplans vor Ort. Mit seinem Besuch würdigte er das Engagement der jungen Leute und bedankte sich dafür, dass die Polizei die Filme nun landesweit für ihre Präventionsarbeit nutzen darf. Jonas, das ist ein junger Mann, der gerade seinen Lehrvertrag in der Tasche hat, sich nach dem langen Schultag auf ein schönes Wochenende freut und während der Fahrt mit seiner Freundin WhatsApp-Nachrichten austauscht. Zuhause warten seine Eltern mit dem Essen. Doch dann stehen Polizeibeamte des Opferschutzes vor der Tür. Jonas wird nicht mehr nach Hause kommen. „Anna“ telefoniert am Steuer mit ihrer Mutter, die schließlich hilflos mitanhören muss, wie ihre Tochter den schweren Unfall nicht überlebt. In beiden Szenarien kommen die Jugendlichen von der Straße ab und prallen gegen einen Baum – weil sie für ein paar Sekunden abgelenkt waren. Ein Albtraum für Eltern. So eindringlich und so nah an der Lebenswirklichkeit sind die Filme, dass es nach der Vorführung im Goli Kino für ein paar Sekunden ganz still ist.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (5. vl) war von der Arbeit der Gesamtschüler sichtlich beeindruckt. Die Filme werden nun landesweit zur Präventionsarbeit eingesetzt. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
NRW-Innenminister Ralf Jäger (5. vl) war von der Arbeit der Gesamtschüler sichtlich beeindruckt. Die Filme werden nun landesweit zur Präventionsarbeit eingesetzt. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Von Manfred Jacobi, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Kleve und Moderator der Veranstaltung, nach seinen Empfindungen als Familienvater gefragt, erwiderte Ralf Jäger: „Es ist immer wieder bedrückend, die Dinge so zu sehen; vor allem, weil sie so realistisch dargestellt sind. Die Filme gehen tiefer und bewegen mehr als ein durchgestyltes Video.“ Wohlgemerkt, es fließt kein einziger Tropfen Blut, die Wirkung entfaltet sich allein durch die Bilder und die Dialoge. Als Zuschauer möchte man den jungen Fahrern am liebsten zurufen „Leg‘ das Handy weg!“, weil man weiß, was passieren wird.

Die Schülervertretung der Gesamtschule Mittelkreis hat bereits Erfahrung mit Präventionsprojekten: So wurde die Broschüre „Sicher im Netz“ erstellt, die über Gefahren im Internet aufklärt und Gleichaltrigen Tipps zur Nutzung gibt. An der Schule startete als Pilotprojekt zudem „Crash-Kurs NRW“, das über die Gefahren zu schnellen Fahrens aufklärt. „Auf diesen beiden Projekten aufbauend, kam die Kreispolizeibehörde auf uns zu und fragte ,Wollt ihr etwas drehen‘?“, berichtete Schülervertreterin Lea Garmer im Goli. 16 Schüler und ihre SV-Lehrer machten schließlich mit; es wurde zunächst ein Konzept erstellt. „Wir haben danach die Drehbücher geschrieben; wir wollten uns spielen, wir wollten mitten im Leben sein“, so Lea Garmer. Unterstützt wurden sie bei den Dreharbeiten von vielen freiwilligen Helfern: Die Feuerwehr Goch stellte ihren 2. Löschzug zur Verfügung, die Rettungswache Goch/Emmerich schickte einen Krankenwagen mit Besatzung und ein Sachverständigenbüro sorgte mit Know-how dafür, dass die Unfälle realistisch in Szene gesetzt wurden. Und nicht zuletzt hat das Filmteam mit Regisseur Dirk Leiber und Robert Schymiczek die Laiendarsteller immer wieder zu Höchstleistungen angespornt.

Für Jonas Bruns („Jonas“) und Vera Diedenhofen („Anna“) ist die Botschaft ganz klar. „Man ist sich der Gefahren gar nicht bewusst, man denkt immer ,mir passiert so was nicht‘“, weiß Vera. „Was habe ich davon ,cool‘ zu sein, wenn es tödlich endet?“, ergänzt Jonas. Nebenbei bemerkt: Nicht nur junge Leute greifen im Auto zum Handy, das ist altersunabhängig.

Auch wenn der Erfolg von Prävention nicht messbar ist, betonte Jäger einmal mehr ihre Bedeutung: „Der beste Unfall ist der, der erst gar nicht passiert.“ Kritikern am Blitzmarathon hält er die Zahl der Verkehrstoten in 2015 entgegen, 521 waren es laut Statistik des NRW-Innenministeriums. Killer Nummer eins im Straßenverkehr sei immer noch das Rasen. Von den beiden Filmen war der Innenminister jedenfalls so beeindruckt, dass er die beteiligten Schüler und Lehrer zu einem Landtagsbesuch nach Düsseldorf einlud.

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