„Ein Verlust wäre tragisch“

St.-Martinus-Schützen ändern Satzung: Kolpinghaus-Betrieb über Trägergesellschaft nun möglich. Bruderschaft und Kolpinghaus-Verein suchen neuen Pächter.

ELTEN. Wer sich früher auf ein Feierabendbierchen treffen wollte, hatte in Elten die Auswahl aus 14 Kneipen. Heute sieht die Situation ein wenig anders aus: Nur noch das Kolpinghaus ist geblieben. Und auch das bietet Anlass zur Sorge. Ende August verabschieden sich die bisherigen Pächter Stephan und Alexandra Kroes. Die Suche nach Nachfolgern „gestaltet sich sehr schwierig“, gesteht Heinz Loock, Vorsitzender des Kolpinghaus-Vereins.

Wie geht es weiter mit dem Kolpinghaus Elten? NN-Foto: Rüdiger Dehnen
Wie geht es weiter mit dem Kolpinghaus Elten?
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Seit zwei Jahren sucht der Verein einen neuen Pächter, doch allein die Größe des Objektes – rund 4.000 Quadratmeter inklusive des Außengeländes – schreckt so manchen Interessenten ab. „Es fallen hohe Nebenkosten an, auch in Sachen Steuern und Versicherung“, sagt Loock. Zwar gebe es durchaus Bewerber und immer wieder Gespräche, „viele haben aber etwas ganz anders damit vor“, sagt Loock. „Es ist aber ein Haus für die Gemeinde Elten, und als solches sollte es auch erhalten bleiben.“

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Heinz Wienhoven sieht das genauso. „Es gibt durchaus Anfragen von potenziellen Pächtern, allerdings überwiegend für einen Restaurantbetrieb. Das würde jedoch umfangreiche Umbaumaßnahmen erfordern. Auch wäre den Vereinen nicht geholfen, wenn die Säle für das Restaurant weichen würden“, sagt der Brudermeister der St.-Martinus-Schützen. Diese sind seit mehr als 40 Jahren Mieter im Kolpinghaus, haben dort ihren Sport- und Vogelschießstand, feiern zudem ihre Schützenfest. Entsprechend sagt Wienhoven: „Ein Verlust wäre tragisch, vor allem mit Blick auf unsere Sportschützen. Dort findet ein Großteil der Jugendarbeit statt. Wenn wir keinen Schießstand mehr bieten können, besteht die Gefahr, dass sie zu anderen Vereinen abwandern.“

[quote_left]”Ich bin sicher, dass
wir in Elten
weiter Schützenfeste
feiern werden.”[/quote_left]Wenn das Ehepaar Kroes Ende August das Kolpinghaus verlässt, soll laut Heinz Loock ein „Notprogramm“ anlaufen, damit der Schießstand in Betrieb bleibt und auch etwa der Musikverein wieter proben kann. Eine Dauerlösung könne dies aber nicht sein, sind sich Loock und Wienhoven einig. Deshalb gibt es bei den Eltener Vereinen – dazu zählen neben den Schützen unter anderem der Musik-, der Kneipp-, der Verschönerungs- und eben der Kolpinghaus-Verein – Überlegungen, das Kolpinghaus über eine Trägergesellschaft selbst zu führen. „Wir haben unsere Satzung nun soweit verändert, dass uns mehrere Wege offen stehen. Dazu zählt auch, dass wir uns an einem Betrieb des Hauses beteiligen können“, erläutert Wienhoven. Bislang hatte die Satzung dies nicht zugelassen.

Doch bevor sich die Trägergesellschaft gründen kann, „benötigen wir noch die Antwort des Finanzamtes, da auch die Trägergesellschaft gemeinnützig sein muss“, sagt Wienhoven. „Das ist wichtig für die beteiligten Vereine.“ Mehr noch aber steht und fällt die Zukunft des Kolpinghauses mit einem neuen Pächter.
Zwar gibt es laut Wienhoven auch die Überlegung, das Haus ohne Pächter zu halten. „Das würde bedeuten, die anfallenden Kosten über die Vereine zu decken, indem diese beispielsweise eine Miete zahlen“, sagt der Brudermeister. „Das müssen wir alles mal durchrechnen.“

In jedem Fall ist der Königsball der St.-Martinus-Schützen am 6. August die letzte Veranstaltung der aktuellen Pächter. Wie die Zukunft danach aussieht? „Es gibt einfach viele Unwägbarkeiten“, weiß Wienhoven. „Es wird in jeden Fall relativ eng.“ Die Schützen spielen auch mögliche Szenarien durch, die beispielsweise die Anmietung von Räumlichkeiten in Elten für einen Schießstand vorsehen oder den Erwerb eines Grundstücks, um dort die Schützenfeste im Zelt feiern zu können. Heinz Wienhoven betont: „Ich bin sicher, dass wir in Elten weiter Schützenfeste feiern werden.“

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