KLEVE. Für die Archäologen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland ist es eine kleine Sensation: Erstmalig wurden am Niederrhein, im Reichswald bei Kleve an der Grenze zu Kranenburg, sogenannte „Celtic Fields“ nachgewiesen. Entdeckt hat sie der ehrenamtliche Mitarbeiter Peter Bruns bei der Auswertung von Daten, die Geobasis NRW und Tim-online („Tim“ steht für Topographisches Informationsmanagement) öffentlich zur Verfügung stellen. Mit viel Fleiß und noch mehr Glück lassen sich Muster finden, die man vor Ort mit bloßem Auge nie entdeckt hätte.

Sie sehen, was Laien verborgen bleibt: Dr. Marion Brüggeler (r.) und Theresa Langewitz an einem der beiden Grabungsschnitte. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
Sie sehen, was Laien verborgen bleibt: Dr. Marion Brüggeler (r.) und Theresa Langewitz an einem der beiden Grabungsschnitte.
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

„Hier erkennt man ganz schwach die sich kreuzenden Linien“, erklärt Dr. Marion Brüggeler von der Xantener Außenstelle des LVR-Amts und zeigt auf eine von vielen Karten. Diese Linien sind die Wälle, die auf einer Fläche von 33 Hektar, größtenteils mitten im Wald gelegen, beweisen, dass es auch am Niederrhein Celtic Fields gegeben hat. Dabei hat diese Anbauform wenig mit dem Stamm der Kelten zu tun – sie wurde nur erstmals in Großbritannien entdeckt und mit der Keltenzeit in Verbindung gebracht. Es handelt sich dabei um kleine, rechteckige Äcker mit einer Kantenlänge von 20 bis 60 Metern, die von der mittleren Eisenzeit (etwa 1200 v. Chr.) bis ins zweite oder dritte Jahrhundert verbreitet waren. Ganz überraschend kommt der Fund nicht, denn in den Niederlanden wurden bereits im 18. Jahrhundert Celtic Fields entdeckt. Und auch in Norddeutschland und Belgien sind sie bekannt. Im Reichswald belegen die Wälle, die heute nur noch etwa 20 Zentimeter hoch und dabei acht bis zehn Meter breit sind, dass diese Form der Bewirtschaftung auch im Rheinland verbreitet war. „Für uns ist es ein sehr großes Puzzlestück, das wir da umgedreht haben“, betont Brüggeler. Denn für die Zeit „vor den Römern“ gibt es sehr wenige Quellen. Vermutlich befinden sich in der unmittelbaren Nähe der Felder auch die Häuser der Familien, die das Land bewirtschaftet haben. Zumal auch die Hügelgräber gleich nebenan dafür sprechen. Aber finden wird man diese Häuser wohl nicht. „Damals hat man mit vergänglichen Materialien und überwiegend mit Holz gebaut“, weiß Brüggeler. Finden könnte man nur etwas, wenn man eine großflächige Ausgrabung durchführt. Und das dürfte angesichts der Lage mitten im Wald und der zu erwartenden eher spärlichen „Überbleibsel“ kaum in Erwägung gezogen werden.

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Peter Bruns (Wesel) hat die Celtic Fields im Reichswald entdeckt. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
Peter Bruns (Wesel) hat die Celtic Fields im Reichswald entdeckt.
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Deshalb sollen nun die Wälle möglichst viele Erkenntnisse liefern. Dafür haben die Archäologen zwei Grabungsschnitte durch die Wälle angelegt. Diese wurden nämlich nicht gezielt aufgeschüttet, sondern sind „gewachsen“. „Sie bestehen aus dem Material, das beim Roden oder nach einer vorübergehenden Brache übrig geblieben ist“, erklärt Brüggeler, dass die Wälle über Jahrhunderte auf eine Höhe von bis zu einem Meter aufgeschichtet wurden. Deshalb ist auch Theresa Langewitz von der Universität Köln vor Ort. Sie entnimmt Bodenproben, um damit geochemische Analysen durchzuführen. So kann man beispielsweise feststellen, ob man damals Mist von Tieren verwendet hat, um die Böden fruchtbarer zu machen. Und was passiert anschließend mit der Fundstätte? „Die Gräben werden verfüllt, und dann sieht man nichts mehr davon“, erklärt Brüggeler, dass in diesem Fall nur die daraus gewonnenen Erkenntnisse zählen.

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