Immer auf der Flucht…

Rätsel über Rätsel: Alexey Klymov und Daniel Alves Cardoso eröffnen in Kleve einen „Escape Room“ – die Story handelt vom Schwanenritter und Avalon.

KLEVE. Auf den ersten Blick macht der Raum nicht viel her. Ein alter Schreibtisch mit Sessel, eine Schrankwand, ein Sofa und ein wenig Wanddekoration. Es ist kaum vorstellbar, dass sich hier ein Geheimnis verbergen soll. Tatsächlich aber ist der ganze Raum ein einziges, großes Rätsel. Nur wer es löst, darf ihn wieder verlassen – das ist das Prinzip von „Clever Escape“, einem „Escape Room“, den Alexey Klymov und Daniel Alves Cardoso an der Kavarinerstraße 49-51 in Kleve eröffnet haben.

Hüter der Geheimnisse: Alexey Klymov (l.) und Daniel Alves Cardoso helfen als „Spielleiter“ auch mal, wenn die Spieler im „Escape Room“ nicht weiterkommen. NN-Foto: MB
Hüter der Geheimnisse: Alexey Klymov (l.) und Daniel Alves Cardoso helfen als „Spielleiter“ auch mal, wenn die Spieler im „Escape Room“ nicht weiterkommen.
NN-Foto: MB

Alexey und Daniel kennen sich seit der Promotion an der Universität in Nimwegen. „Wir sind beide ein bisschen nerdig“, gesteht Alex mit einem Lachen. Sie sind mit PC-Spielen aufgewachsen. Und genau da liegt auch der Ursprung der „Escape Rooms“ – das Level eines PC-Spiels wird Realität, die Besucher werden zu Spielern. Ziel eines „Fluchtraums“ ist es, durch das Lösen von Rätseln den Schlüssel zu erhalten, mit dem sich die Tür zum „Escape Room“ öffnen lässt. Urpsrünglich stammt der Trend aus Japan, hat aber längst in den USA Fuß gefasst und schwappt seit anderthalb Jahren auch nach Deutschland – nicht zuletzt TV-Serien erhöhen den Bekanntheitsgrad. „Natürlich finden sich Jüngere, die mit Videospielen aufgewachsen sind, oft leichter zurecht“, sagt Alex, „aber auch ältere Leute springen sofort darauf an.“ Ein Treffen der Generationen im „Escape Room“.

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Während der Zeit in Nimwegen besuchten Alex und Daniel dort einen „Escape Room“ – und waren sofort begeistert. „Danach haben wir uns gefragt, weshalb es so etwas nicht auch in Kleve gibt, zumal es sich um eine Studentenstadt handelt“, sagt Alex, der seit neun Jahren in Kleve lebt. Also begannen die beiden 32-Jährigen, ein Konzept zu erarbeiten: Wie könnte ein solcher „Escape Room“ aussehen? Bietet Kleve das Potenzial für eine Eröffnung? Und vor allem: Wie sieht es mit dem Startkapital aus?

Nachdem diese Fragen erst einmal geklärt waren, machten sich Alex und Daniel auf die Suche nach einer passenden Immobilie – und wurden schnell an der Kavarinerstraße fündig. Hier mieteten sie die erste Etage eines ehemaligen Küchenstudios an. Eine nahezu perfekte Lage, sagt Alex: „Wir haben eine Bushaltestelle direkt vor der Haustür, und auch der Bahnhof ist zu Fuß in ein paar Minuten zu erreichen. Nächster Schritt: die Einrichtung des Raumes. Dazu mussten sie eine Geschichte entwickeln, die sie im „Escape Room“ erzählen – denn nur mit einer entsprechenden Story funktioniert das Spiel. „Uns war anfangs nur klar, dass es ein Büro werden sollte“, sagt Alex. Den Grund verrät er augenzwinkernd: „Die Einrichtung war schnell und günstig zu finden.“ Einen Großteil der Möbel ersteigerten sie übers Internet, parallel feilten sie weiter an der Story. „Es gab schon früh die Überlegung, dass unser Abenteuer etwas mit der Klever Historie und dem Schwanenritter zu tun haben sollte.“

Die Geschichte: Archäologie-­Professor Schmidt ist verschwunden. Seiner Frau hat er eine wirre Nachricht hinterlassen, er sei durch seine Arbeit – er hatte sich zuletzt mit dem Schwanenritter und Avalon beschäftigt – in Gefahr geraten. Seine Frau sorgt sich und sucht Hilfe. An dieser Stelle treten die Spieler von „Clever Escape“ auf den Plan…

Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Hinweisen zum Aufenthaltsort des verschwundenen Professors. Immer mit dem Ziel, den Schlüssel zu finden, mit dem sie die Tür des „Escape Room“ öffnen können. Doch keine Angst: Zwar ist die Tür tatsächlich verschlossen, doch direkt daneben hängt ein zweiter Schlüssel für den Notfall. Sicherheit geht eben vor.

Wer sich aber an die Spielregeln hält, taucht ein in die Geschichte, sucht Hinweise, löst Rätsel, knackt Schlösser – die 60 Minuten Spielzeit, die Alex und Daniel vorgeben, sind schneller vorbei als erwartet. „Es ist nicht leicht, sondern durchaus anspruchsvoll“, gesteht Alex, „aber es ist machbar.“ Vieles hängt von der Gruppe (bis zu acht Personen, optimal sind vier bis sechs) ab. Teamwork, Kommunikation und Organisation sind gefragt. „Man muss sich absprechen“, erläutert Alex. „Man muss parallel arbeiten und die Ergebnisse zusammenführen.“ Die Rätsel erfordern eine Mischung aus Logik, Kombinatorik und „Um die Ecke“-Denken.

[quote_box_left]Escape Room
„Clever Escape“ ist für Gruppen bis zu acht Personen (optimal vier bis sechs) ausgelegt. Die Preise variieren je nach Wochentag und Personenzahl.
Für größere Gruppen planen Alexey Klymov und Daniel Alves Cardoso als zusätzliches Angebot eine „Schnitzeljagd“ mit GPS durch Kleve.
Weitere Infos und Kontakt:
www.clever-escape.de,
Telefon 02821/5908687[/quote_box_left]Die Spieler werden jedoch zu keiner Zeit allein gelassen. Alex und Daniel verfolgen das Geschehen über eine Kamera und geben via Monitor Hinweise – mal als Text, mal als Bild. „Wir achten darauf, nicht zu viel zu verraten“, betont Alex, „die Spieler sollen möglichst viele Aha-Erlebnis haben, wenn sie Rätsel lösen.“
Gelegenheiten dazu gibt es reichlich, 15 Rätsel mit rund 30 verschiedenen Aufgaben sind in dem Raum verborgen. „Wir haben im Vorfeld viel ausprobiert, immer wieder Rätsel aussortiert oder verändert“, sagt Alex. Das war aufgrund der Story, die sie erzählen, nicht immer einfach, denn: „Es ist wie ein Uhrwerk: Man muss genau überlegen, wie man welche Zahnräder rausnehmen kann, ohne dass es chaotisch wird.“ Dazu mussten oft Freunde und Familie als Testpersonen herhalten, „sie haben‘s aber gerne getan“, versichert Alex lachend.

Das Ergebnis ist eine Reihe von unterschiedlichen Rätseln, die die Spieler mal mehr, mal weniger ins Schwitzen bringen – stets fordernd, aber nie überfordernd. Frust kommt zu keiner Zeit auf, dafür sorgen auch Alex und Daniel als Spielleiter. „Die Zeit ist knapp kalkuliert, der Raum ist aber in einer Stunde zu schaffen – wenn Teamwork und Kommunikation stimmen“, sagt Alex.

Bislang freuen sich die beiden Jungunternehmer über viel Zuspruch für ihre Idee. Entsprechend ist bereits ein zweiter „Escape Room“ in der Planung. Im September soll er fertig sein. Alex und Daniel arbeiten bereits an der neuen Story – möglich wäre eine Art Fortsetzung, wieder mit Proferssor Schmidt. „Auf jeden Fall soll der Raum vom Ambiente her düsterer werden, vielleicht in Richtung Thriller oder Gruft“, verrät Alex. Dann sind sie wieder auf der Flucht…

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