Hungersnot in Goch und Wolfsjagd in Asperden

„An Niers und Kendel“: Die 56. Ausgabe der Historischen Zeitschrift für Stadt Goch und Umgebung ist erschienen und ab sofort im Buchhandel erhältlich

GOCH (CDS). Die Geschichte der Schankwirtschaft „Tön am Berg“, das Schicksal der jüdischen Familie Koopmann, Hungersnot in Goch und Wolfsjagd in Asperden: Die 56. Ausgabe der Historischen Zeitschrift „An Niers und Kendel“, bietet wieder eine große Bandbreite an Themen rund um die Weberstadt. Seit 37 Jahren wird die Zeitschrift nun schon vom Heimatverein Goch herausgegeben.

Viele Themen werden in der 56. Ausgabe aufgegriffen. NN-Foto: AB
Viele Themen werden in der 56. Ausgabe aufgegriffen. NN-Foto: AB

Ruth Warrener, Lehrerin an der Gesamtschule Mittelkreis und Mitglied der Stolpersteininitiative Goch beleuchtet in ihrem Beitrag das Schicksal des jüdischen Viehhändlers Ludwig Koopmann und seiner Familie. Deren Wurzel liegen in Weeze: Ludwig Koopmann wurde dort am 27. März 1855 geboren. 1888 heiratet er Elise Liefges aus Süchteln. Er ermöglichte – ungewöhnlich für die damalige Zeit – allen seinen Töchtern eine Lehre. So hatte Hulda Koopmann seit Anfang der 1920er-Jahre ihr eigenes Weißwarengeschäft im Haus der Eltern, auf der Mühlenstraße 37. Von den 23 Nachfahren des Ehepaares wurden sieben in Konzentrationslagern ermordet. Inzwischen haben drei Familienmitglieder zum Gedenken Stolpersteine in Goch bekommen.

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Hans-Joachim Koepp geht in seinem Artikel 200 Jahre zurück und berichtet von einer Hungersnot, die – nicht nur – Goch ab 1816 heimsuchte. Extreme Witterung mit viel Regen ließ am gesamten Niederrhein die Ernten verderben und bei Goch die Niers über die Ufer treten. Dadurch stiegen die Preise für Getreide und Brot, die Brotspenden für Arme waren nicht mehr zu finanzieren. In dieser Zeit wurden in Goch Notvereine zur Unterstützung der Ärmsten gegründet. Ende 1816 wurde nach Protesten armer Bürger, die sich keine Kartoffeln leisten konnten, das Branntweinbrennen aus Kartoffeln verboten. Damals hatte man noch keine Erklärung für die Verschlechterung des Klimas; heute wisse man, dass ein Vulkanausbruch 1815 in Indonesien Ursache für das schlechte Klima war, das knapp drei Jahre anhielt, erläutert Koepp.

In einem weiteren Beitrag erinnert Hans-Joachim Koepp an die Zeit, in der noch Wölfe im Reichswald lebten und gejagt wurden, weil die Menschen um ihr Leben und ihr Vieh fürchteten. So auch im Amt Asperden, wo 1816 der letzte Wolf, der offenbar von den Niederlanden kommend, bei einer Treibjagd erschossen wurde. Das Tier hatte zuvor ein Fohlen gerissen. Der letzte Wolf im Kleverland wurde 1838 im Tannenbusch erlegt. Dafür bekam der Pfalzdorfer Jakob Puff vom König einen Ehrensäbel und die Ernennung zum Königlichen Ehrenförster. Für tote Wölfe gab es auch handfeste finanzielle Belohnungen: Der Klever Kreisdirektor Sinsteden setzte 1814 die Summe von 150 Franken aus.

Diese und andere interessante Themen haben die Autoren in der 56. Ausgabe zusammengetragen. Das Heft ist zum Preis von 2,50 Euro ab sofort in den Gocher Buchhandlungen oder im Versand beim „Historischen Arbeitskreis an Niers und Kendel“, Holunderweg 8, 47574 Goch, E-Mail: megohm@t-online.de (Versandkosten 1,50 Euro) erhältlich.

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