“Jetzt muss mal sauber!”

KRANENBURG. Ein bisschen sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa, aber so ist es halt, wenn Großreinemachen angesagt ist und nächstens die Maler kommen. Der Chef formuliert es schlagzeilenreif: „Jetzt muss mal sauber.“
Zum kommenden Schuljahr, so viel ist sicher, geht in Kranenburg die Euregio Realschule an den Start. Eine Klasse? Zwei Klassen? Der Chef mag sich da noch nicht festlegen. Oder doch? Egal, ob eine oder zwei Klassen – erstklassig wird es in jedem Fall.
Rückblende: Nicht ganz zwei Jahre ist es her – da standen die Schüler der Hanna Heiber Schule im Kreis auf dem Schulhof und begingen den letzten Schultag. Es war der letzte Tag der Schule. Und jetzt der Relaunch: Alter Bau  – neue Schule.
Nach zwei Jahren Leerstand jetzt also wieder Lehrstand(ort). Ulli Falk ist der Mann am Ruder.  Noch ist er stellvertretender Chef an einem Düsseldorfer Gymnasium. Es ist das Freie Christliche Gymnasium. Ist es da nicht schwierig, aus dem gesicherten Status in ein Experiment zu wechseln. „Ganz und gar nicht.“ Kurz und knapp. Immerhin: Der Mann kennt sich aus, denn der „Laden“, war seinerzeit auch eine Neugründung. Falk weiß, worauf er sich einlässt und er wirkt, wenn er über seine neue Schule spricht, irgendwie infiziert von Optimismus, auch wenn er mit den Zahlen noch nicht rausrücken möchte. Vielleicht gehört das zum Geschäft. „Wir werden ganz sicher mit einer Klasse starten“, sagt Falk.  Jetzt aber ist erst mal Ausräumen angesagt. Es hat sich da einiges angesammelt. Das reicht von alten Rechnern über Mobiliar bis hin zu jenen auf Schultafelgröße zugeschnittenen Geodreiecken, mit denen man mühelos Elefanten hinterm Ohr kratzen könnte. Zwei Wege stehen offen: Flohmarkt oder Container. „Natürlich versuchen wir erst einmal, die Sachen  an den Mann zu bringen“, sagt Falk und hätte da einen Termin zu verkünden: „Am Samstag, 21. Mai, werden wir zwischen 10 und 13 Uhr einen Flohmarkt veranstalten. Da kommt dann alles, was wir nicht mehr brauchen unter den Hammer.“
Nicht ganz – versteigert wird nicht. Es geht eher nach dem Prinzip: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Feste Preise wird es nicht geben. Jeder bietet nach Gusto. Wie wär`s mit einem alten Overheadprojektor? Stühle oder Tische gefällig? Der Weg zur Euregio Realschule dürfte sich auf jeden Fall lohnen. Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass manche der Schulreliquien reißenden Absatz finden werden.
Wenn der Laden dann leer geräumt ist, können die Maler kommen. Ulli Falk sagt: „Jetzt muss mal sauber.“ Und wenn der Laden dann auf Hochglanz poliert ist, wird die Schule sich vorstellen. Am 1. Juli zwischen 17 und 22 Uhr heißt es dann: Sommereröffung. Auch hier bietet der Chef zwei Stichworte an: „Groß und laut.“
Gibt es eigentlich schon ein Kollegium? Klar gibt es das. Aber mit dem Kollegium ist es wie mit den Anmeldungen. Konkrete Zahlen rückt Falk nicht raus. Fünf bis acht Lehrer werden  es sein. Das hängt von (man ahnt es schon) den Schülerzahlen ab. Fest steht: Jeder Lehrer muss zweisprachig sein, denn der Markenkern der Euregio Realschule ist die Zweisprachigkeit. „Was wir hier praktizieren, ist etwas anderes als wenn jemand zwei Stunden Niederländisch in der Woche hat.“ Die Zweisprachigkeit ist durchgängig. Niederländisch oder Deutsch werden an der Euregio Realschule keine Fremdsprachen sein – nichts, was per Lehrplan mit soundsoviel Stunden unterrichtet wird. Es geht darum, dass die jeweils andere Sprache Teil des Schulalltags sein wird. „Da kann es sein, dass der Sportunterricht auf niederländisch gehalten wird“, sagt der Chef. Für ein solches Konzept – so viel steht fest – ist kaum ein besserer Ort denkbar als Kranenburg.
Und dann plaudert der Chef doch ein bisschen aus der Schule. Die Klever Schullandschaft, sagt er, sei ein Steuerelement in Bezug auf die Anmeldungen in Kranenburg. Der da spricht, weiß, dass er ein Top-Produkt anbietet. Der da spricht ist einer, der den Neustart kaum erwarten kann. Der da spricht ist einer, der (siehe oben) Erfahrung mitbringt und der weiß, dass es viel zu lernen gibt in Sachen Schule – nicht nur für die Schüler. Heiner Frost

Drei für morgen: Jan Peters, Hausmeister der neuen Schule, Bärbel Ketelaer vom Trägerverein und Uli Falk, der Schulleiter. NN-Foto: HF
Drei für morgen: Jan Peters, Hausmeister der neuen Schule, Bärbel Ketelaer vom Trägerverein und Uli Falk, der Schulleiter.
NN-Foto: HF
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