„Das Wichtigste ist: Die Birne ist klar“

Anlässlich des Tages gegen den Schlaganfall am 10. Mai berichtet Bernd Stara als Betroffener über seinen Weg zurück ins Leben

GELDERLAND. Mutig sein und nicht aufgeben: Am 10. Mai ist der „Tag gegen den Schlaganfall“. Die Schlaganfallhilfe Gelderland (SHG) möchte aus diesem Anlass berichten, wie es nach einem Schlaganfall, weitergehen kann, um den Betroffenen, Mut zu machen und um aufzuzeigen, dass ein Leben danach, durchaus lebenswert, sein kann.

Aktiv sein und wieder Spaß am Leben haben: In der Schlaganfallhilfe Gelderland lernen Betroffene wie Bernd Stara unter Gleichgesinnten, dass es sich lohnt, sich wieder aufzubauen und das persönliche Barometer auf „positiv“ zu stellen.
Aktiv sein und wieder Spaß am Leben haben: In der Schlaganfallhilfe Gelderland lernen Betroffene wie Bernd Stara unter Gleichgesinnten, dass es sich lohnt, sich wieder aufzubauen und das persönliche Barometer auf „positiv“ zu stellen.
Foto: privat

Bernd Stara, Sprecher der SHG Gelderland, schildert, wie es weitergehen kann, wenn er passiert, der Schlaganfall. Er möchte damit den Betroffenen Mut machen und zeigen, dass es sich lohnt, sich wieder aufzubauen. Stara erinnert sich: „Als mich im Februar vor 19 Jahren der Schlafanfall traf, wusste ich nicht einmal, so erzähle ich das heute, wie das Wort buchstabiert wird. Wer denkt schon daran, so etwas zu bekommen? Sicher hatte auch meine Freundin damals ‚null Ahnung‘ von den aufgetretenen Symptomen. Hätte sie es gewusst, würde sie über meinen Kopf entschieden haben, die 112 zu wählen und ab ins Krankenhaus. Ich selbst ‚schlief erstmal drüber‘, mit dem bekannten Ergebnis. Tagsdrauf hatte sich nix verändert, also ab ins Gelderner Krankenhaus.“ Dort erfuhr Bernd Stara, dass er einen Schlaganfall hatte, der „leider kein Schnupfen sei“. Stara malte sich finstere Geschichten aus: „Warum ich?“, „War es das?“, „Geht es weiter?“ Bis man alles begriffen habe, dauere es ein paar Tage, doch dann müsse man sich entscheiden: „Will ich wieder aufstehen oder lass‘ ich mich hängen?“ Stara betont: „Die Psyche ist es also, die entscheidend dazu beiträgt, in welche Richtung es gehen soll. Ich habe mich für ‚positiv‘ entschieden.“
Einschließlich Reha dauerte Staras Rückkehr ins Leben 13 Wochen. Wieder zuhause, trennte er sich – in aller Freundschaft – von seiner Freundin und lebte fortan allein. Staras Überzeugung: Wenn man alleine lebt, ist es zwecklos vor sich hin zu jammern. Es hört einen ja niemand. Damals war er 48 Jahre alt und hatte keine Aussicht auf eine große Rente. Für Pflege und Hilfe im Haushalt sorgte die Pflegekasse.  Zwei Jahre lang bekam er Psycho-, Logo- und Ergotherapie, bis heute sogar noch Physiotherapie. Das Ergebnis: „Meine Sprache funktioniert wieder zu 90 Prozent, meine Psyche steht auf positiv, der Rest fuunktioniert so um die 60 Prozent, aber man gewöhnt sich daran. Wichtig aber: Die Birne ist klar!“ Stara lebt nach dem Motto: Wenn du zu 70 Prozent wieder hergestellt bist, dann fühle sie wie 100 Prozent. Damit lasse es sich seiner Erfahrung nach gut leben.
Vor 17 Jahren las Bernd Stara in den NN über die Gründung einer Schlaganfall-Selbsthilfegruppe in Geldern, er wurde sofort Mitglied und ist seither Sprecher der SHG. Die Gelderner Gruppe ist eine von 400 in Deutschland, initiiert von der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe, die auch den 10. Mai zum Tag gegen den Schlaganfall ausgerufen hat. In diesen Gruppen ist man unter Gleichgesinnten, man lernt vor allem, mit seiner Krankheit umzugehen und auf die Menschen zuzugehen, auch in der Öffentlichkeit. „Das hilft, wieder Mensch zu sein“, so Stara.
Nicht nur für Betroffene sondern für alle Menschen setzt die SHG Gelderland seit über sechs Jahren ein Info-Mobil ein, das auf vielen Veranstaltungen im Gelderland die Menschen über Schlaganfall, Diabetes und Demenz informiert. Bernd Stara fährt das markante Mobil und berichtet: „Allein im letzten Jahr  sahen uns etwas 260.000 Besucher. Zehn Prozent davon ließen sich beraten. Das spornt unsere Gruppe immer wieder an, weiterzumachen. Betroffenen und auch pflegenden Angehörigen kann Bernd Stara nur raten, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. „In den meisten Fällen stellt sich das Psycho-Barometer dann wieder auf positiv“, versichert er.
Weitere Infos unter www.schlaganfallhilfe-gelderland.de und www.lotsen-nrw.de.

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