Fatou kann wieder lachen

Gambisches Mädchen fliegt nach erfolgreicher Behandlung im St. Clemens-Hospital Geldern zurück nach Hause

GELDERN. Im April feierte Fatou (Name geändert) im Dinslakener Friedensdorf Geburtstag. Tausende Kilometer entfernt von ihrer Heimat, ihrer Familie und ihren Freunden. Und doch war es ein glücklicher Tag für die Vierjährige. Denn die kleine Gambianerin kann endlich wieder normal essen.

„Als wir Fatou kennenlernten, hatte ihre Speiseröhre einen Durchmesser von gerade mal vier Millimeter”, erinnert sich Karsten Thiel, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik im St.-Clemens-Hospital Geldern. Schuld daran war ein Unfall. Im Sommer 2013 trank die Kleine versehentlich eine Lauge. Sie überlebte, doch ihre Speiseröhre war verätzt und in der Folge durch Narbengewebe stark verengt. Seitdem wurde jede Mahlzeit zum Kampf.

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Abschied von der Kinderklinik – Chefarzt Karsten Thiel (hintere Reihe Mitte) und sein Team nehmen Abschied von Fatou. Fotos: privat
Abschied von der Kinderklinik – Chefarzt Karsten Thiel (hintere Reihe Mitte) und sein Team nehmen Abschied von Fatou. Fotos: privat

„In ihrer Heimat nahm Fatou aufgrund von Schluckstörungen und häufigem Erbrechen nur flüssige oder breiige Nahrung zu sich. Zeitweise musste sie durch eine Magensonde ernährt werden”, beschreibt die Friedensdorf-Mitarbeiterin Mareike Jansen das mehrjährige Leiden des Kindes. Eine geeignete medizinische Therapie gab es in Gambia nicht. Deshalb baten die Eltern den Hattinger Verein „Project Aid The Gambia” um Hilfe, der den Kontakt zum Friedensdorf herstellte.

Im Oktober letzten Jahres flog Fatou nach Deutschland. Hier wurde sie Karsten Thiel vorgestellt. Der Kinderarzt und Spezialist für Kindergastroenterologie fand einen Weg, um dem Mädchen ein normales Leben zu ermöglichen. „Wir haben bei Fatou mehrfach einen Ballon in die Speiseröhre eingeführt und vorsichtig aufgepumpt. Während insgesamt sechs Endoskopien wurde die Engstelle nach und nach gedehnt. Heute liegt der Durchmesser bei einem Zentimeter”, erläutert Thiel die Behandlung.

Damit ist auch feste Nahrung für Fatou kein Problem mehr. Im Gegenteil. „Fatou isst und isst”, berichtet Mareike Jansen. Ein Kilo hat das Mädchen im letzten Monat an Gewicht zugelegt. Bis zu ihrem Rückflug im Juni wird sicher noch das eine oder andere Gramm hinzukommen. „Fatou kehrt jetzt zu ihrer Familie zurück. Zwar steht in sechs Monaten eine Nachsorge-Untersuchung an, doch die werden gambische Ärzte nach Absprache mit Herrn Thiel vornehmen”, so Jansen. Im Herbst erhält der Gelderner Chefarzt die Befunde zur Prüfung. Mit viel Glück ist seine Arbeit dann getan. „Sicher wird Fatou noch mehrfach kontrolliert werden müssen. Bei Laugenverätzungen droht die Gefahr, dass das Gewebe zu einem späteren Zeitpunkt entartet. Das sollten das Mädchen und die behandelnden Ärzte im Blick haben”, betont Karsten Thiel.

Fatou kann wieder lachen.
Fatou kann wieder lachen.

Sein Einsatz für Fatou war ebenso wie die Hilfe durch das Krankenhaus unentgeltlich. „Wenn es uns möglich ist, unterstützen wir die wertvolle Arbeit des Friedensdorfes. Fatou jetzt wieder lachen und spielen zu sehen, ihre Fortschritte zu verfolgen, ist für mich und mein Team ein toller Erfolg”, fasst Thiel seine Beweggründe zusammen.

Das Friedensdorf in Oberhausen holt Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zur medizinischen Versorgung nach Deutschland. Jedes dieser Kinder ist schwer erkrankt, eine geeignete Therapie ist zu Hause nicht möglich. Wer sich über die Arbeit des Vereins informieren und sie unterstützen möchte, findet weitere Informationen im Internet unter www.friedensdorf.de.

 

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