Menschen zum Pilgern einladen, ohne Mauern aufzubauen

Wallfahrtsrektor sprach bei der Pilgerleitertagung in Kevelaer

KEVELAER. Rund 1.000 Pilgergruppen sind im vergangenen Jahr nach Kevelaer gereist, um am Gnadenbild und in der Basilika zu beten. Ende März treffen sich traditionell viele Leiter dieser Gruppen, um sich über das anstehende Jahr zu informieren und mit Wallfahrtsleitung und Verkehrsverein ins Gespräch zu kommen. Pastor Rolf Lohmann, Rektor der Wallfahrt, und Generalsekretär Dr. Rainer Killich begrüßten zur Pilgerleiter-Tagung mehr als 400 Teilnemer vornehmlich aus dem westdeutschen Raum und den Beneluxländern, im Kevelaerer Bühnenhaus.

Die Sitzungsordnung von Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann (l.) und Bürgermeister Dr. Dominik Pichler bei der Kevelaerer Pilgerleitertagung besaß Symbolik. In der Marienstadt sind Kirche und Kommune eng beieinander.NN-Fotos : © gerhard seybert
Die Sitzungsordnung von Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann (l.) und Bürgermeister Dr. Dominik Pichler bei der Kevelaerer Pilgerleitertagung besaß Symbolik. In der Marienstadt sind Kirche und Kommune eng beieinander.NN-Foto : © gerhard seybert

 

 

Dass das Treffen, wie Lohmann betonte, nicht nur „eine sterile Tagung, sondern eine Wallfahrt der Pilgerleiter” ist, zeigte sich schon am Morgen. Der begann mit einem festlichen Hochamt in der Basilika und einem anschließendem Gebet am Gnadenbild. In seiner Predigt betonte Domkapitular Lohmann die Bedeutung der Barmherzigkeit, passend zum diesjährigen Wallfahrtsmotto ,Selig die Barmherzigen‘. Lohmann erinnerte nicht nur daran, dass Papst Franziskus das Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen hat sondern forderte die Pilgerleiter zugleich auf, die Barmherzigkeit auch tatsächlich zu leben.

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Er sagte: „Ich wünsche allen, die hierher kommen, dass wir Barmherzigkeit hier verspüren und dann weiterzugeben bereit sind. Das Kreuz aus Lampedusa im Chorraum erinnert uns an das Lebens- und Leidensschicksal vieler Flüchtlinge. Barmherzigkeit ist gefragt, Toleranz, Hilfe, Bereitschaft zum Teilen, Solidarität. Und was hören wir vielfach: Rechte Parolen, Ausgrenzung, Missachtung der Menschenrechte und der Menschenwürde.” Für Christen sei das „daneben”, sagte Lohmann weiter: „Unser Stil kann und darf das nicht sein. Das Evangelium macht uns das klar und ruft uns zum engagierten Handeln auf, erst recht an einem Gnadenort, der von Maria her den Titel ,Consolatrix Afflictorium‘ trägt, Trösterin der Betrübten, der vom Leben Gezeichneten und Geschlagenen. Von diesem kleinen, unscheinbaren Kevelaerer Bildchen kann nur Trost, Liebe, Ermutigung, Hoffnung, Solidarität ausgehen.”

Bei der anschließenden Tagung hatten die Pilgerleiter zunächst die Möglichkeit, den neuen Kevelaerer Bürgermeister Dr. Dominik Pichler kennenzulernen. Im Gespräch mit Killich sprach er über die Besonderheit, Bürgermeister eines Wallfahrtsortes zu sein: „Kommunalpolitik und Wallfahrt sind eng miteinander verwoben, wir müssen viel miteinander reden. Es gibt also eine gewisse Verflechtung, die nach meinem Eindruck allen hilft.” Pichler ist seit vielen Jahren aktives Mitglied der Gemeinde St. Marien. „Das hilft, weil mir dadurch die Protagonisten ebenso bekannt sind wie umgekehrt”, sagte Pichler nach der Tagung. Ebenfalls auf dem Podium saß Gabriele Polders, Vorsitzende des Verkehrsvereins Kevelaer, die von Gesprächen der Geschäftsleute mit Pilgern berichtete. Viele Gruppen würden durch die „Kraft der Gemeinschaft” motiviert, sagte sie, „aber manchmal wollen Einzelne auch für einige Zeit aus der Gruppe ausbrechen. Wenn das Programm zu dicht gestrickt ist, ist das für einige zu eng.” Sie appellierte an die Pilgerleiter, bei der Planung auch „Zeit für eigene Wünsche der Teilnehmer” einzuplanen. Das unterstich auch Moderator Danny Havenith: „Die Besonderheit hier ist, dass die Wallfahrt mitten in der Stadt ist.” Dies sei eine Chance, den Menschen parallel zur Wallfahrt die Möglichkeit zu einem Besuch in der Stadt zu geben. Als Herausforderung bezeichnete Lohmann, mit der Wallfahrt auch jüngere Pilger anzusprechen. „Wichtig ist, dass die Gruppen die jungen Leute ansprechen und das Programm so ausrichten, dass sie Freude haben, mitzumachen. Wir vor Ort müssen Angebote schaffen, mit Jugendgottesdiensten und jugendlich gestalteten Formen”, sagte er. Das gelte nicht nur für Jugendliche, grundsätzlich forderte er: „Wir müssen die Menschen zum Pilgern einladen, ohne Mauern aufzubauen und schauen, dass jeder mit uns gehen kann.”

 

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