Wer ist schon gern allein?

KLEVE. Werner Bock ist 39. Er hört gern Musik, liest, mag Tiere und kocht gern. Fischstäbchen zum Beispiel. Seit Herbst letzten Jahres wohnt er in Kleve.
Vorher: Leverkusen. Werner ist ein netter Kerl und wenn er sich was wünschen könnte, dann eine Freundin. „Das wäre toll.“ Vielleicht ändert sich das am 19. Februar. Dann findet im Radhaus Kleve ein Single-Treff statt. Werner wird dabei sein. Vielleicht ergibt sich was. Einsam in Kleve? Lieber nicht.
Nadine Brüker kennt Werner von der Beratung. Nadine arbeitet für KoKoBe. Das steht für „Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung“. Nadines Beratungsareal: Wohnung und Freizeit. Eine Beziehung ist irgendwie Teil von beidem. „Den Single-Treff für erwachsene Menschen mit Behinderung haben wir schon vier Mal veranstaltet“, sagt sie. Der Single-Treff findet diesmal während der Lila Pause Disco zum Thema Valentinstag statt. Passt.
Auf einem Plakat findet sich neben Datum und Uhrzeit (Freitag, 19. Februar, 17 bis 20 Uhr im Radhaus Kleve) unter dem Thema „Bitte mitbringen“ noch die „Anweisung“: Gute Laune und ein Foto. Es werden „Steckbriefe“ erstellt. Werners Steckbrief: 39 Jahre alt, Hobbys: Lesen, Kochen, Tiere, Internet. Nadine Brüker: „Vor Ort helfen wir den Gästen gegebenenfalls bei der Erstellung des Steckbriefs und, falls gewünscht, bei einem ersten Gespräch.“ Nicht jeder traut sich, jemanden anzusprechen. Und: Kann ja sein, dass jemand mit dem Schreiben Probleme hat – oder mit dem Lesen. Da ist es dann hilfreich, wenn Unterstützung in der Nähe ist.
Wenn man Werner nach der Wunschpartnerin fragt, fängt er bei den Haaren an. „Die sollten nicht ganz so kurz sein. Mittellang oder lang.“ Die Haarfarbe? Alles möglich, solange es natürlich ist. Blaue Haare fände Werner „nicht so dolle“. Ach ja – das Alter: „Jünger als ich.“ Zeitfenster werden nicht definiert. Es gibt ja Männer, die es nicht mögen würden, eine Frau zu haben, die größer ist. Für Werner kein Problem. Ist er denn eigentlich beziehungserfahren? „Ich hatte mal eine Beziehung.“ Nach drei Monaten stellte sich heraus: Es passte nicht. Ab März wird Werner einen Job bei Haus Freudenberg haben. Das hilft über den Tag. Aber es wär schon schön, wenn danach jemand da ist – wenn man nicht in ein leeres Zuhause kommt.
Ja – Werner wünscht sich etwas Langfristiges. Spätere Heirat nicht ausgeschlossen. Für ihn ist es der erste Single-Treff. Das „Problem“ bei den Treffs: Männerüberschuss. Auf dem Plakat findet sich daher der Satz: „Wir freuen uns, wenn auch viele Frauen mitmachen wollen!“ Bei den bisherigen Single-Treffs haben sich auch schon Beziehungen ergeben.
Kann eigentlich jeder teilnehmen? Nadine Brüker: „Ich arbeite für KoKoBe – das steht ja für ‚Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung‘, aber auf unserem Plakat steht unter dem Titel ‚Single-Treff‘ als Ergänzung ‚für erwachsene Menschen mit Behinderung‘. Da ist niemand ausgeschlossen – wir freuen uns über alle, die kommen – dazu gehören natürlich auch Menschen ohne Behinderung. Jeder ist willkommen.“
Wie es am 19. Februar läuft? Mal sehen. Werner jedenfalls verspricht hoch und heilig: „Wenn ich jemand kennenlerne, werde ich mich melden. Ganz bestimmt.“ Es geht halt nichts über ein Happy End. Wer Werner treffen möchte, sollte am 19. Februar ins Radhaus gehen.
Wer sich vorab über den Single-Treff informieren möchte, meldet sich bei KoKoBe, Nadine Brüker, Telefon 02821/758023(Email: info@kokobe-kleve.de). Kostet das eigentlich was? Das Plakat sagt: Nein. Eintritt frei. Getränke und Essen muss natürlich jeder selbst bezahlen.HFrost

Vorheriger Artikel„Bei uns sind Angehörige jederzeit willkommen“
Nächster ArtikelFKK im Bürgerhaus