Im Krippenparadies in Asperden sind mehr als 500 Krippen ausgestellt. Foto: privat

ASPERDEN. Aus Holz, Gips, Kunststoff Wachs, Papier, aus alten Blechdosen oder sogar aus Zündkerzen: Der Gocher Theo Erps präsentiert in seiner „Krippenausstellung Gocher Land“ bis Mitte Januar jedem Sonntag von 13 Uhr bis 18 Uhr  500 Krippen aus aller Welt.

Auf den ersten Blick sieht das Eckhaus im Gocher Stadtteil Asperden eher unspektakulär aus. Ein zweiter Blick zeigt, dass in den Schaufenstern Krippenfiguren stehen. Doch die eigentliche Überraschung wartet auf den Besucher, wenn er die Tür öffnet: sie gibt den Blick frei auf eine am Niederrhein in ihrer Art wohl einzigartige Krippensammlung. Der ganze Raum – der früher mal einer Drogeriekette als Verkaufsraum diente – wird von Krippen ausgefüllt.

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Mittendrin steht Theo Erps, 68 Jahre alt, „und schon seit Kindheit von Krippen begeistert“, wie er mit breitem Lächeln erzählt. Hier, in seiner Sammlung, fühlt er sich wohl, das merkt man bei jeder Geschichte, die er über seine Krippen berichten kann. Und da gibt es viel zu sagen, denn im Laufe der vergangenen Jahre hat Erps „weit mehr als 500 Krippen“ gesammelt. Wenngleich es ihm auf die Menge nicht ankommt, wie er betont. „Mir werden immer wieder welche angeboten, mir ist es aber viel wichtiger, dass die Krippen bei den Menschen zu Hause bleiben und in der Familie weitergegeben werden.“

er Gocher Theo Erps ist leidenschaftlicher Krippensammler. Foto: privat
er Gocher Theo Erps ist leidenschaftlicher Krippensammler. Foto: privat

Er geht zu einem seiner Ausstellungsstücke, hebt ein Holzschaf hoch. In den Boden eingebrannt sind ein Datum und zwei Namen, wohl von denen, die das Tier einst verschenkt haben. „Und dann wollte es niemand mehr haben“ sagt Erps und klingt dabei fast wehmütig. Immerhin: Die Krippe wurde nicht weggeschmissen, sondern hat ihren Platz in seiner Sammlung gefunden. Und ist seither nicht nur in der Adventszeit, sondern das ganze Jahr über zu sehen. Denn das Ladenlokal ist zur ständigen Ausstellungsfläche geworden. Selbst im Hochsommer kommen Besucher, um sich die Krippensammlung von Erps – die er „Krippenparadies Gocher Land“ genannt hat – anzuschauen. Für Erps ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen. Wobei diese Entwicklung zunächst überhaupt nicht geplant war.

Alles begann, erinnert sich Erps, im Winter 1992. Damals hatte er den Entschluss gefasst, sich den Grundstock für eine eigene Krippe zu kaufen, die er dann Jahr für Jahr ein Stück erweitern wollte. Auf dem Münsteraner Weihnachtsmarkt traf er einen Händler und war überwältigt von der Vielzahl der Krippen. Bevor er sich entscheide, riet ihm der Händler damals, solle er sich zunächst in Ruhe verschiedene Krippen ansehen. Die Einladung zur Ausstellung nach Münster folgte, und so entschied sich Erps dann ein Jahr später für seine ersten Figuren: die Heilige Familie, aus Ahorn, 20 Zentimeter groß, in einem kleinen Stall.
Von da an wuchs die Krippe beständig, nach einigen Jahren musste immer zur Weihnachtszeit ein ganzes Zimmer leer geräumt werden, damit die mittlerweile zur ganzen Landschaft angewachsene Krippe überhaupt noch Platz finden konnte. Und weitere Krippen kamen hinzu. 2008 dann mietete Erps ein kleines Ladenlokal im Gocher Ortsteil Kessel, das aber auch bald seine Kapazitätsgrenzen erreichte. Seit knapp drei Jahren nun kann der Sammler seine Schmuckstücke in Asperden zeigen.

Das tut er mit Begeisterung: „Wenn die Leute zu uns kommen und sich die Krippen anschauen möchten, dann freuen wir uns“, sagt er. Mit „uns“ meint er sich und seine Ehefrau Monika, die einen wichtigen Beitrag zur gelungenen Präsentation der Ausstellung leistet. „Wenn die Partnerin da nicht mitspielen würde, dann ginge das nicht“, sagt Erps. Und während der noch durch die Krippen führt, dekoriert Monika Erps schon den kleinen Tisch mit frisch gebackenen Keksen und Schokolade. Das Paar erwartet noch eine größere Gruppe, keine Frage, dass man den Gästen auch einen Kaffee anbieten wird. Und Taschenlampen. Die stehen schon neben dem Adventsgesteck fertig, denn einige Krippen sind so klein, dass man schon eine starke Lampe braucht, um die Details überhaupt erkennen zu können. „Manche Menschen sagen mir, dass sie keinen Platz für eine Krippe haben“, sagt Erps und lacht kurz. Dann zeigt er auf einen der vielen Setzkästen, die entlang der Wände hängen und voller Miniaturkrippen sind. Einige sind so winzig, dass drei Stück auf die Fläche einer kleinen Geldmünze passen würden.

Deutlich größer sind da die Kunststoff-Figuren direkt am Eingang, die sowohl im Haus als auch draußen aufgebaut werden können. Das wiederum sollte man bei den empfindlichen Gipsfiguren besser vermeiden. Überhaupt scheinen dem Material, aus dem die Heilige Familie, Ochs‘, Esel, Engel und Hirten gefertigt sind, keine Grenzen gesetzt. Neben Holz, Gips und Kunststoff gibt es Figuren aus Wachs, aus Papier, aus alten Blechdosen, sogar aus Zündkerzen. Es gibt Krippen von den Philippinen, aus Mali und Peru, Simbabwe und Burkina Faso. Überall wird die Geschichte vom Kind im Stall bildlich dargestellt, in immer neuen Variationen.
Eine Menge Arbeit steckt in der Ausstellung, aber auch eine Menge Geld. Eintritt erheben möchte Erps dennoch nicht.

„Niemandem soll es verwehrt bleiben, die Krippen zu sehen, nur weil er nicht genug Geld hat“, sagt der Sammler, der sich dennoch freut, wenn Besucher freiwillig eine Spende geben, die er zum weiteren Ausbau seiner Sammlung verwenden kann. Gerne möchte Erps mit seiner Sammlung dazu beitragen, die Krippentradition aufrecht zu erhalten, und damit auch „das Wesentliche von Weihnachten: die Geburt Christi“, sagt er.

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