Prinzenmärchen

KRANENBURG. Es war einmal ein Prinz. Er hieß Theo, der Feurige. Er regierte die Klever Narren und sollte es später weit bringen. Aus Theo dem Feurigen wurde ein Bürgermeister.
Es war einmal ein Tankstelleninhaber in Kranenburg, der schlüpfte mehr oder weniger  „spontan“ in die Prinzenrolle. „Der Spritzige“ wollte er sich nicht nennen. Zu nah am Alkohol. So nannte er sich „Daniel der Feurige“. Der Kranenburger Bürgermeister, so Daniel der Feurige, müsse allerdings keine Angst haben. „Bürgermeister will ich nicht werden.“ Es war einmal ein englischer Doppelnullagent. „Never say never“, sagte der, aber das ist eine andere Geschichte.
Es war einmal ein junger Mann, der in Kranenburg seit elf Jahren im Karneval dabei war. Es war einmal eine Gardetänzerin, die auch seit elf Jahren in Kranenburg tanzte. Davor hatte sie schon neun Jahre in Goch getanzt – dabei war sie gerade einmal 24 Jahre alt. Als Daniel und Melanie sich vor elf Jahren trafen, flachsten sie zuerst nur herum. „Wenn ich mal Prinz werde“, sagte Daniel, „dann wirst du mein Funkenmariechen.“ Das war beim Prinzenfrühschoppen vor elf Jahren. Später, auf dem Karnevalswagen, erneuerte Daniel sein Versprechen. Was man verspricht, soll man auch halten.
Daniel Cloosters und Melanie Arndt sind das neue Prinzentraumpaar für die kürzeste Session, die man haben kann. Keine 100 Tage bleiben den beiden. Trotzdem werden sie bis zum Aschermittwoch locker 130 Auftritte hinlegen. Karnevalsakkordarbeit. Für Daniel den Feurigen und Funkenmariechen „Melli“ ist Karneval allerdings alles andere als ein Pflichtprogramm. Sie bestreiten seit der Proklamation ihre Kür – und die ist anstrengend. Aber: Prinz wirst du nur einmal.
Die beiden sind – gut, dass es Filmtitel gibt – ziemlich beste Freunde. Nicht mehr. Nicht weniger. Die beiden wissen, was auf sie zukommt – und sie freuen sich auf jede Minute. Immerhin verfügt der Feurige über einschlägige karnevalistische Erfahrungen. Zweimal gab Cloosters den Adjutanten – einmal bei Jürgen dem Pfennigfuchser und einmal bei Andreas dem Überraschenden. Daniel der Feurige und Mariechen Melli verfügen über 33 Gardisten. Dazu die große Tanzgarde mit 22 Mädels. Wer in der großen Tanzgarde unterwegs ist, muss mindestens 18 sein. Tanzgardenplätze sind begehrt. Melanie hat mit drei angefangen. Karneval beginnt, wenn kein freier Platz in der Mini-Garde zu haben ist, auf der Warteliste.
Der Prinz hat zwei Adjutanten. Zu nennen sind Thomas Segers, seines Zeichens Ex-Prinz, und Cloosters‘ bester Freund Dennis Reimer. („Großes R und kleiner Eimer.“)
Wie schafft man ein Prinzenmammutprogramm? Daniel und Mellie sind sich einig: „Mit Präzision und Disziplin.“ Wenn das Prinzenpaar als Gast zu anderen Vereinen fährt, dauert das Auftrittsprogramm rund 40 Minuten. „Natürlich kommt es vor, dass eine Veranstaltung, die wir besuchen, in der Zeit hängt. Da haben wir dann Möglichkeiten, unseren Auftritt auch kürzer zu fahren.“ Es gibt Stellen, an denen Kürzungen möglich sind. Das Prinzenlied (Text: Lisa Hermsen) ist natürlich Pflicht. Gesungen wird es von Andreas Verhoeven. Und warum singt der Prinz nicht selbst? Die Antwort kommt ohne Zögern: „Das wollen Sie gar nicht hören. Und der Andreas macht das richtig toll.“ Hat der Feurige denn eigentlich einen Redenschreiber? Hat er nicht. „Es gibt Leute, die mir geraten haben, ein Rhethorik-Seminar zu besuchen. Als ich das hätte machen können, lief parallel eine berufliche Fortbildung. Es ging also nicht.“
Der Feurige schreibt keine Reden – er verlässt sich ganz auf den Augenblick. „Manche machen sich im Vorfeld ein unglaubliches Konzept und merken anschließend, dass sie auf der Bühne dann was ganz anderes gesagt haben“, sagt Melli. Was ist eigentlich die Aufgabe das Mariechens? Melanie verweist auf den Unterschied zwischen einem Funkenmarichen und einer Prinzessin. „Die Prinzessin spricht – das Funkenmariechen nicht.“ Wäre es da nicht schöner, Prinzessin zu sein? „Nein. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich immer wieder das Funkenmariechen werden.“ Und die Funktion. Daniel sieht es so: „Für mich ist Melanie eine tolle Ergänzung auf der Bühne. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre Prinz ohne Funkenmariechen, wäre das nichts. Wenn du in einen Saal einmarschierst und es drin rappelvoll ist, dann fühlst du dich in Gesellschaft natürlich viel besser.“
Die Funkenmariechenzusatzfunktion – nämlich gut auszusehen – erfüllt Melanie spielend. Wie lang braucht sie eigentlich, um sich auftrittsfertig zu machen? „45 Minuten, wenn ich flott bin.“ Der Prinz braucht 25 Minuten. Duschen inklusive.
Es waren einmal ein Versprechen. Das Versprechen wurde gehalten. Es war einmal ein Prinzenpaar, das man sich besser kaum denken konnte. Es war einmal eine ziemlich kurze Session. 90 Tage blieben den beiden, um die Karnevalsburgen und -herzen zu erobern. Es war einmal ein Prophet, der sagte: Wenn nicht die, wer denn dann? Heiner Frost

Prinz Daniel der Feurige mit seinem Mariechen Melli bei der Proklamation. NN-Fotos: Rüdiger Dehnen
Prinz Daniel der Feurige mit seinem Mariechen Melli bei der Proklamation. NN-Fotos: Rüdiger Dehnen
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