GELDERN. 100 Millionen Meter Stoff” entwarf der Gelderner Hannes Haag einst als Modemacher. Mit 81 nun hat der Künstler ein Buch („Anna, das Leben im Paradies”) veröffentlicht. Dazu inspiriert haben ihn seine Kindheit auf Schloss Haag und Begegnungen mit Künstlern wie Andy Warhol und Marc Chagall. Eine Ausstellung in der Sparkasse Geldern präsentiert bis zum 18. Dezember Zeichnungen sowie die Enstehungsgeschichte des Buches.

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Hannes Haag mit dem Plakat zur Ausstellung NN-Foto: Marjana Križnik

Die Tiere spielen Hochzeit: Anna will Paul heiraten. Das Hühnermädchen liebt den Entenjungen und das ist das Einzige, was zählt. Hannes Haag wollte ein Buch machen, „mit dem die Kinder einfach Freude haben”, verrät der Gelderner und ergänzt: „Untergründig, ohne zu sagen ‚Ich hebe den Finger‘, möchte ich aber auch eine kleine Lehre in Wort mit auf dem Weg geben – in der Begegnung der Tiere in meinem Buch”. So lässt sich die vermeintliche „Amour fou” von Paul und Anna – wird diese auf die Menschen übertragen – lesen wie: „Schwarz, Weiß, Rot, das spielt alles keine Rolle”, sagt Hannes Haag.

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Die Akteure in Haags 52-seitiger Idylle in Wort und Bild sind entzückende Tierfiguren, Blumen, Libellen und Schmetterlinge. Liebevoll umgesetzt mit Bleistift und sanften Farben. „Ich möchte zeigen, dass es auch glückliche Tiere und Kinder geben kann”, erzählt der Künstler, dessen Idee des Gutmensch-Seins sich durch das ganze Buch zieht. Die Geschichte über das träumende Hühnermädchen Anna ist aber mehr als ein Kinderbuch. Es sei ein „Sehnsuchtsbuch für Kinder und Erwachsene”, umreißt Haag. „Sehnsucht nach einer Welt, die irgendwo glücklich sein kann. Wenn man träumt, aber realistisch im Leben steht, es ist alles positiv umgestimmt”, so Haag. Die Inspiration für das Buch schöpfte Haag aus seiner eigenen Biographie, Begegnungen und Ereignissen. „Es waren Begegnungen, die mein Leben auf dem Fundament einer glücklichen Kindheit formten und prägten”, verrät er. Seine Mutter sei Erzieherin der Grafenkinder auf Schloss Haag gewesen, wo seine Kindheit – trotz der Weltkriegsjahre „ein Traum” gewesen sei. Dieser Zeit widmete er auch seinen Künstlernamen, ein Pseudonym – mit kleinen Anfangsbuchstaben. Auch den Eintrag in seinem Pass ließ er ändern.

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Und dann waren da die Begegnungen, „die sein müssen, um etwas zu machen” und die sein späterer Modejob mit sich brachte: „Ende der 60er lernte ich in New York in Soho Andy Warhol kennen. Während ich auf dem Boden saß und von den Kunstwerken träumte, tippte er mir an die Schulter und wir unterhielten uns.” Über Warhol kam er zum Farb-Offset-Verfahren. „Mein Buch ist vermutlich das erste Farb-Offset-Lithographiebuch überhaupt”, sagt er nicht ohne Stolz. „Die zweite wichtige Begegnung hatte ich Anfang der 70er mit Marc Chagall in einer kleinen Auberge im Künstlerdorf St. Paul de Vence.” Er bewundert am Künstler, wie dieser die Welt sah. „Er ist aus ärmsten Verhältnissen empor gestiegen und hat den Menschen Träume vermittelt.” Haag, ebenfalls von den Farb-Theorien Franz Macks inspiriert, verfolgt noch ein weiteres Ziel mit seinem Buchprojekt: „Es soll eine Farblehre sein, ich möchte, dass Kinder Farben erleben”, erklärt er. „Ich bin sehr sensibel bei Farben, ich mag keine harten Farben, mein Buch wird nicht digital”, betont er. Dass die Farben im Buch der Farbwelt seiner Zeichnungen möglichst nah kommen, war ihm daher wichtig.

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Zu Beginn des Buchprojekts habe ein Casting gestanden. Fragestellung: „Welche Tiere dürfen teilnehmen?”, verrät Hannes Haag. Nun wirken mit: der spaßige Igel Michel, das Mäusemädchen Hilde, die Eule Sarah, die als Märchentante Geschichten erzählt, Bruno der Maulwurf, der als Nachtwächter den Schlaf der Tiere bewacht, der kleine Hase Johannes, der Marienkäfer Emil und viele andere mehr. Tiere sind für Haag immer wichtig gewesen: Seine Heidschnucke Kasimir, der er das Leben rettete, seine Tauben, die Schwäne und Pferde auf Schloss Haag. „Ich mag Kinder sehr gerne und liebe die Natur über alles”, verrät Hannes Haag. „Ich finde es schlimm, wie man mit Kindern umgeht und die Natur zerstört”, sagt er. Daher widme er die Ausstellung in der Sparkasse armen und traurigen Kindern.

Vernissage zur Schau

Bei der Vernissage in der Sparkasse Geldern am Freitag 27. November, erläutert der Künstler um 18 Uhr seine Vision zu dem Buch. Dieses wurde in der JVA Pont im Farb-Offset-Verfahren gedruckt. Von den Zeichnungen werden 500 signierte Farb-Offset-Lithografien erhältlich sein. Von jedem verkauften Buch geht ein Euro an die Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder”

 

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