Sprachen über die Arbeit des Förderkreises Kriegskinder: Dr. Heike van Kronenberg (2.v.l.) und Dr. Heinz Grunwald (2.v.r.) mit der stellvertretende VdK-Vorsitzende Melitta Hoffs und Hans-Jürgen Schagen, Vorsitzender des Ortsverbandes Emmerich. NN-Foto: Anastasia Borstnik

EMMERICH. Wie sie Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten helfen, davon erzählten Dr. Heinz Grunwald und Dr. Heike van Kronenberg vom Förderkreis Kriegskinder den Mitgliedern des Sozialverbandes VdK Emmerich.

Die Bilder, die den VdK-Mitglieder während des einstündigen Vortrags gezeigt wurden, machten auch sie betroffen. Gezeigt wurden Kinder mit schweren Verbrennungen an Armen und Beinen, aber auch Fehlbildungen wie zum Beispiel der Polydaktylie, bei der eine Hand keinen Daumen aber dafür acht Finger hat. „Kurioserweise haben wir den Verein am Abend des 1. September 2001 gegründet. Das hatte aber nichts mit dem Unglück in Amerika zu tun“, sagt Dr. Heinz Grunwald, Chirurg am Emmericher Willibrord-Spital und Vorsitzender des Förderkreises.
Ziel des Vereins war es, in Verbindung mit der „Aktion Friedensdorf International“ Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten zu helfen, die in ihrer Heimat nicht ausreichend medizinisch versorgt werden konnten.
Insgesamt habe der Verein im letzten Jahr 16 Kinder behandelt. „In diesem Jahr sind es aktuell acht Kinder, die wir behandelt haben. Davon halten sich zwei noch in Deutschland auf“, erzählt Dr. Heike van Kronenberg, ebenfalls Chirurgin im Emmericher Spital und Förderkreismitglied seit 2004. Die Ehrenämtler rechnen mit jährlich cirka 500 Behandlungstagen für ihren Einsatz. „In der Regel werden zwei Kinder zur gleichen Zeit behandelt“, so van Kronenberg. „Wir haben eine Betreuerin, die sich wie eine Mutter um die Kinder kümmert. Das brauchen sie auch, denn ihre Eltern sind tausende Kilometer weg.“ Weil es mit der Zeit aber immer aufwändiger wurde, sich um die Kinder zu kümmern, wurde ein Team eingestellt, dass nun für die Betreuung im Krankenhausalltag zuständig ist und die Kinder bei Fahrten zu Untersuchungen, bei Spaziergängen und Ausflügen begleitet. „Das Team ist super organisiert und sogar eine Lehrerin ist dabei, die mithilft“, sagt die Chirurgin.
Doch wer entscheidet, welches Kind in Deutschland eine Behandlung bekommt? „Die Kinder kommen vom Friedensdorf im jeweiligen Land. Diese machen vor Ort Fotos und erklären, was wann und wie dringend gemacht werden soll. Und dann kommen sie zu uns“, erzählt sie. Die Kinder sind dann meist zwischen fünf und 15 Jahre alt – ganz genau wissen es die Ärzte aber nicht, da oftmals die Papiere fehlen.
Waren es anfangs noch Kriegsverletzungen wie zum Beispiel bei Explosionen von Minen, die die Chirurgen behandelten, liegt der Schwerpunkt aktuell auf Verbrennungen und Fehlbildungen.
„Zum Beispiel hatten wir einen Fall mit einer Karbidlampe, einer Gaslampe, die explodiert ist und das Kind halbseitig verbrannt hat“, erzählt sie. Oder ein Kind mit einem Stumpf am Ende des Handgelenks. „Bei diesem Kind haben wir die gesunden Knochen und Muskel verlängert, um kleine Finger herstellen“, sagt van Kronenberg. „Das Kind wird zwar niemals einen Faust machen können, aber wenigstens etwas halten, zum Beispiel einen Stift“. Nach der Behandlung werdend die Kinder dann wieder in ihre Heimat zurückgeschickt.  „Wir hören nichts mehr von den Kindern, das ist auch sinnvoll. Wir wollen helfen, fertig“, sagt Grunwald. Eines Tages erreichte ihn aber mal eine Mail von einem Mädchen aus Tadschikistan, das zu den ersten Kindern gehörte, die er behandelt hat. Heute arbeitet sie in einer Apotheke und hat Mann und Kind. „Für sie war es wie ein Wunder gewesen damals“, weiß er. „Wenn man das hört, denkt man sich: Man hat es nicht umsonst gemacht.“  Und van Kronenberg betont: „Wir wollen, dass sie möglichst normal in ihrer Heimat weiterleben können. Unser Lohn ist das Lachen der Kinder.“

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