Kleve hat eine Bürgermeisterin

Sonja Northing, Kandidatin von SPD, FDP und Offene Klever, gewinnt mit knapp 65 Prozent – Gietemann: „Ein Erfolg, der von vielen Schultern getragen wurde“.

KLEVE. Gleich die erste Auszählung deutete an, wohin die Reise gehen sollte: 80 Prozent in Schenkenschanz für Sonja Northing. So klar fielen die weiteren Ergebnisse zwar nicht aus, deutlich wurde es am Ende aber dennoch. Mit 64,48 Prozent gewinnt die Kandidatin von SPD, FDP und Offenen Klevern die Bürgermeisterwahl in der Schwanenstadt. „Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, dass wir die Wahl im ersten Durchgang gewinnen werden“, sagte eine glückliche Sonja Northing nach der Verkündung des Endergebnisses. Damit ließ sie ihre Konkurrenten Udo Janssen (CDU/23,38 Prozent) und Dr. Artur Leenders (Grüne/12,13 Prozent) klar hinter sich. Die Wahlbeteiligung lag in Kleve bei 40,89 Prozent.

Wieder mehr als 60 Prozent: Sonja Northing und ihr Team bejubeln den nächsten gewonnen Stimmbezirk. NN-Fotos: MB
Wieder mehr als 60 Prozent: Sonja Northing und ihr Team bejubeln den nächsten gewonnen Stimmbezirk.
NN-Fotos: MB

32 Stimmbezirke in Kleve waren ausgezählt, da machte Josef Gietemann bereits einen Strich unter die Wahl. „Wir sind durch“, jubelte der SPD-Vorsitzende und Wahlkampfleiter im Team Northing, der kurz zuvor seiner Kandidatin mit Freudentränen in den Augen um den Hals gefallen war. „Der Trend ist so eindeutig.“ Tatsächlich hatte Northing bis dahin alle Bezirke geholt, im Schnitt mit deutlich mehr als 60 Prozent. „Wir hatten auf einen Sieg im ersten Wahldurchgang gehofft, denn die Resonanz im Wahlkampf war durchweg positiv. Dass es aber so eindeutig werden würde, haben wir nicht erwartet“, gestand Dr. Fabian Merges, Fraktionsvorsitzender­ der Offenen Klever.

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Jedes weitere Zwischenergebnis, das bekannt wurde, bejubelten die Anhänger von Sonja Northing auf der Wahlparty lautstark. Die beiden anderen Kandidaten, Udo Janssen und Artur Leenders, verfolgten die Auszählung im Rathaus. „Die Stimmung ist natürlich beschissen“, gab Janssen offen zu, nachdem 47 Bezirke ausgezählt waren. „Wir sind, wie eigentlich alle, von einer Stichwahl ausgegangen; das war der allgemeine Tenor, in allen Gesprächen.“ Ursachenforschung wollte der CDU-Kandidat so unmittelbar nach der Wahlniederlage nicht betreiben. „Aber wir werden es analysieren, müssen es auch.“

Für Leenders dagegen kam das Ergebnis dagegen nicht überraschend. „Ich bin nicht von einer Stichwahl ausgegangen“, sagte der Grünen-Kandidat, zu groß sei der – auch finanzielle – Aufwand gewesen, den Northing und ihr Team in der Schlussphase des Wahlkampfes betrieben hätten. Die Niederlage sei für ihn „nicht so bitter. Ich bin erst mal Unfallchirurg, und in meiner Praxis freuen sie sich, dass ich ihnen erhalten bleibe. Das gilt auch für meine Patienten.“

Dr. Artur Leenders gratuliert Sonja Northing zum Wahlsieg.
Dr. Artur Leenders gratuliert Sonja Northing zum Wahlsieg.

Kein einfacher Wahlkampf war es für die Grünen-Partei in Kleve insgesamt, wie auch die stellvertretende Vorsitzende Paula Backhaus zugeben musste. Als Mitglied der Findungskommission hatte auch sie Sonja Northing als Kandidatin vorgeschlagen, „weil wir einfach den historischen Wechsel wollten. Das haben wir geschafft. Daher finde ich nicht, dass wir verloren haben.“ Artur Leenders dankte sie für seine geleistete Arbeit und die guten Inhalte, die er im Wahlkampf vertreten habe. „Jetzt wird es eine andere Politik in Kleve geben. Die Bündnisparteien haben in den vergangenen Wochen und Monaten zueinander gefunden, das hat man schon in der Ratsarbeit gemerkt.“

Nachdem er das Endergebnis verkündet hatte, gratulierte auch der scheidende Bürgermeister Theo Brauer seiner Nachfolgerin. Sonja Northing wünsche er vor allem „viel Kraft und viel Glück zum Wohle der Stadt Kleve. Auf sie kommt eine Aufgabe zu, die sehr arbeitsreich, oft auch konfliktbeladen ist, die eine intensive und transparente Zusammenarbeit erfordert.“ Ebenso Berufung wie Beruf sei das Amt des Bürgermeisters, das man „leben und lieben“ müsse. Und noch eines sei ungemein wichtig: „Man darf sich nicht verstellen, muss immer man selbst sein.“

[quote_box_left]Kleve:
Sonja Northing 64,48 Prozent
Udo Janssen 23,38 Prozent
Dr. Artur Leenders 12,13 Prozent
Kalkar:
Dr. Britta Schulz 36,14 Prozent
Gerhard Fonck 32,02 Prozent
Birgit Mosler 22,06 Prozent
weitere Kandidaten 9,77 Prozent
Kranenburg:
Günter Steins 66,00 Prozent
Tatjaana Kemper 34,00 Prozent
Landratswahl:
Wolfgang Spreen 58,16 Prozent
Jürgen Franken 26,66 Prozent
Dr. Ludwig Ramacher 7,29 Prozent
weitere Kandidaten 7,89 Prozent[/quote_box_left]Der Wahlsieg war für Josef Gietemann „ein Erfolg, der von vielen Schultern getragen wurde. Alle drei Partien haben hervorragend zusammengearbeitet, auch das persönliche Team von Sonja Northing hat sie total unterstützt.“ Nun biete sich eine große Chance für Kleve. Seine große Freude über das Ergebnis beruhe nicht zuletzt darauf, dass er als Wahlkampfleiter mit besonders viel Herzblut dabei gewesen sei. „Ich bin seit 21 Jahren in der Kommunalpolitik und habe immer auf einen solchen Moment hingearbeitet.“ Tatsächlich habe man in den Schlussphase des Wahlkampfes „alles auf eine Karte, auf den direkten Sieg gesetzt“.

Den hatte Sonja Northing von Anfang fest im Visier. „Ich hatte zu meinem Team gesagt, dass wir mit 56 Prozent aus der ersten Wahl gehen“, verriet sie. „Da hat mein Team mich schon zur Zurückhaltung ermahnt.“ Doch im weiteren Verlauf des Wahlkampfes habe es ihre Zielsetzung übernommen. „Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, mit meinem Team zu arbeiten. Alle waren leidenschaftlich und total engagiert bei der Sache. Auch mein privates Team stand zu 100 Prozent hinter mir.“ Ganz besonders habe sie sich über die deutlichen Ergebnisse in Donsbrüggen, „meinem Heimatdorf“, und Schenkenschanz gefreut.

Unmittelbar nach der Wahl dominierte bei Northing die reine Freude über den Erfolg, doch auch Vorfreude war schon dabei. „Vorfreude auf das, was nun kommt. Die Signale der anderen Parteien lassen auf eine gute Zusammenarbeit hoffen, das gilt auch die ersten kurzen Gespräche mit Mitarbeitern der Verwaltung.“ Wie der gesamte Wahlkampf für sie unter einem guten Stern gestanden habe, so solle dies auch für die Zukunft gelten: „Ein gutes Miteinander ist wichtig – zum Wohle der Stadt Kleve.“

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