Ein Pendelnder zwischen “Ost und West”

GELDERN. Im Rahmen seines Jubiläumsjahres präsentiert der Kunstverein Gelderland in der Galerie PR8 in einer Einzelausstellung den Künstler Peter Bogatka. In der Schau mit dem Titel „TRANSIT – zwei Welten” sind Ölbilder des aus Krakau stammenden Künstlers sowie Zeichnungen zu sehen.

Der Künstler Peter Bogatka vor einer seiner Großstadtansichten mit dem Titel „N.H.2“ aus dem Jahre 2014 NN-Foto: Marjana Križnik
Der Künstler Peter Bogatka vor einer seiner Großstadtansichten mit dem Titel „N.H.2“ aus dem Jahre 2014 NN-Foto: Marjana Križnik

Als Peter Bogatka Ende der 70er Jahre zwischen Polen und Deutschland hin und her gereist ist, da habe man „den Unterschied noch ziemlich gespürt zwischen ‚Ost und West‘”, sagt der zwischen Geldern und Krakau pendelnde Künstler. Längst habe inzwischen, im Zuge der Globalisierung, eine Angleichung zwischen „Ost und West” stattgefunden. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch seine in der Ausstellung gezeigten Arbeiten. Sie sind die in den vergangenen vier Jahren entstanden. Wie die Plattenbauten in Kattowitz, eines der Motive in der Schau, sei Vieles „austauschbar”, so Bogatka. Der 54-Jährige sagt: „Die gleichen Dinge gibt es in Berlin-Marzahn.”

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Zahlreiche seiner Werke entstanden nach Foto- und Diavorlagen: Als „Anfangs-Inspirationen” sieht Bogatka diese Fotos, die er häufig auf Flohmärkten aufstöbert. Er projiziert jedoch auch Dias aus eigenem Fundus nacheinander auf eine Leinwand und „malt” die Motive „ab”. Er bilde die Motive jedoch nicht 1:1 nach, betont Bogatka. Da das Medium Dia-Fotografie langsam „auslaufe”, beient sich arbeitet Bogatka in einem „nächsten Schritt” mit DVDs und einem Beamer ein. Hierbei könne er jedoch nicht so präzise arbeiten, verrät er.

Beinahe fotorealistisch mutet eine Szenerie mit einem Container auf einer Ackerfläche an: Ein sattgrüner Waldgürtel im Hintergrund sowie ein Wolkenhimmel bilden einen Kontrast dazu. Rechterhand lugt der Gelderner „Internetmast” aus den Baumkronen. Der Container habe sich sich vor der Abrißtelle gegenüber dem Gelderner Bahnhof befunden, erzählt Bogatka. „Da ist so viel Leben” sagt er und ergänzt: „So viele Schicksale, einfach weggetragen.” „Heim” nannte Peter Bogatka eine andere Arbeit: Ein hellblau getünchtes, ebenerdig- es Gebäude erstreckt sich in der Bildmitte über die gesamte Bildbreite. Was stellt es dar? Obwohl keine Menschen zu sehen sind, scheint das Haus bewohnt: Einige der Fenster und Eingangstüren sind geöffnet. Sitzgruppen mit Tischen, weißer Tischdecke, Stühlen und Sesseln deuten darauf hin, dass hier Menschen leben. Die menschenleere Szenerie wird vom Sonnenlicht gleichsam „belebt”. „Das ist ein Flüchtlingsheim in Dinslaken”, erklärt Peter Bogatka. Im Umkreis von etwa fünf Kilometern habe es dort noch nicht einmal Geschäfte gegeben. Dieses, wie auch die übrigen Arbeiten Bogatkas regen den Betrachter zum Nachdenken an. Unter den Motive finden sich: Plattenbauten, Großstadtansichten, Landschaften, Alltags- und Arbeitsszenen und auch Selbstporträts. Bogatka verfügt über ein breites Spektrum, sich künstlerisch auszudrücken.[quote_box_left]

Info

Peter/Piotr Bogatka, Jhg. 1961, studierte an der FH Krefeld Grafik-Design und Malerei an der Kunstakademie Krakau. Seine Werke waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Die Ausstellung in der Galerie PR8 ist bis zum 20. September, samstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr, geöffnet.

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Peter Bogatka möchte mit Vorurteilen à la „Ich fahre nicht in den Osten, dort ist es dreckig” aufräumen. Es gäbe keine zwei Welten mehr. „Man kann von Geldern nach Krakau in einem durch fahren, ohne das Gefühl, sich einer komplett anderen Welt wieder zu finden”, sagt er. Wer aber beim Betrachten einer der Sepia-Zeichnungen Bogotkas („Ertüchtigung” am Arbeitsplatz im Polen der 60er Jahre) zu einem „Ja, aber” ansetzt, dem sei so viel verraten: Die Stadtverwaltung Geldern bietet Pilates für ihre Mitarbeiter an. Längst liegt Arbeitgebern die Fittness ihrer Mitarbeiter (wieder) am Herzen.

 

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