Bürgermeister Heiko Schmidt spielt mit den Ferkelchen. NN-Foto: L.C

SONSBECK.  Bürgermeister Heiko Schmidt folgte gerne der Einladung der Ortsbauernschaft Sonsbeck, um sich auf dem Hof der Familie van Betteray einen persönlichen Eindruck zu verschaffen, wie moderne Landwirtschaftsbetriebe arbeiten.

 

Bürgermeister Heiko Schmidt  spielt mit den Ferkelchen.  NN-Foto: L.C
Bürgermeister Heiko Schmidt spielt mit den Ferkelchen.
NN-Foto: L.C

75 Prozent der Sonsbecker Gemeindefläche wird landwirtschaftlich genutzt. Gab es vor zehn Jahren noch über 100 Landwirtschaftliche Betriebe, ist die Zahl inzwischen auf die Hälfte geschrumpft.

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Die Gründe dazu sind vielfältig. Brigitte van Betteray nennt einen: „Das Bild aus Kindergartenzeiten, als eine Bauersfamilie mit Pferd, Kuh, Hund und Hühnern dargestellt wurde, ist längst passé.” Ihr Mann, Johannes van Betteray, Vorsitzender der Ortsbauernschaft, ergänzt: „Unser Beruf ist der eines Allrounders, denn zum Wissen eines Landwirtes gehört auch technisches Verständnis, Computerkenntnisse und natürlich auch Büroarbeit.”

Einerseits erleichtert moderne Technik den Tierhaltern die Arbeit. Die Ausstattung ist funktionell, so wachsen Ferkel nicht mehr in mit Stroh ausgelegten Ställen auf, sondern bewegen sich auf Kunststoffrosten, sogenannten Spaltenböden, die hygienisch einwandfrei gesäubert werden können, weich und warm sind, auf denen Harn und Kot nicht liegenbleiben. Im Aufzuchtstall, in dem sich Sauen und Ferkel von der Geburt an rund vier Wochen aufhalten, wird gut temperiert, zum Teil auch durch Infrarotlampen. Im Maststall, wo die Ferkel durch spezielle Fütterung bis zu 10 Kilogramm gemästet werden, teilen sich die intelligenten Tiere ihren Lebensraum in Schlafen, Spielen, Fressen und Koten auf. Mit drei Monaten werden sie zu Mästern weiterverkauft, die sie bis zum Schlachtgewicht von rund 120 Kilogramm füttern.

Die Abläufe sind genau terminiert, werden dokumentiert, kontrolliert, zertifiziert. Vom Erzeuger bis zum Metzger gibt es das sogenannte QS-Zertifikat, das für alle verbindlich ist – ob Transporteur, Tierarzt oder Schlachthof – alles bleibt nachvollziehbar.

Heinz-Josef Henßen aus dem Vorstand der fusionierten Ortsbauernschaft Sonsbeck betont: „Die Zertifizierung ist wichtig für die Verbraucher und gibt Sicherheit, was die Qualität angeht. Doch in Sonsbeck wird die Landwirtschaft von Familien betrieben. Hier gibt es keine Massentierhaltung, wir können nicht zu Ramschpreisen produzieren. Für uns ist eine Zertifizierung ein echter Kostenfaktor. Daher muss der Preis, den wir am Ende erzielen, auch stimmen.”

Einigkeit herrscht bei den Landwirten darüber, Anerkennung innerhalb der Region zu erhalten, doch die Politik mache ihnen zuweilen das Leben schwer.

Hans-Dieter Hinßen, ebenfalls aus dem Vorstand, erläutert: „Wir haben wenig Planungssicherheit. Als ich den Hof meines Vaters übernommen habe, habe ich für Investitionen Fördermittel erhalten und auch Kredite aufgenommen, die Planung lief für 20 Jahre. Doch schon nach kurzer Zeit gab es neue Bestimmungen, die Umbauten erforderlich machten und wieder richtig Geld kosteten. Jeden Tag schickt unser Landwirtschaftsminister Remmel neue Verordnungen, die sofort umgesetzt werden müssen.”

Hinzu kommt das EU-Recht. Die Landwirte begrüßen, dass die EU einheitliche Standards einfordert, wünschen sich aber dann, dass diese auch tatsächlich für alle gelten müssten. Sie kritisieren, dass Landwirte in der öffentlichen Darstellung oft schlecht weg kommen. „Bei sämtlichen Skandalen in der Lebensmittelbranche wird die Schuld bei den Landwirten gesucht, dabei müssen wir uns doch auch darauf verlassen, dass das Tierfutter in Ordnung ist und Pflanzenschutzmittel geprüft werden.”, nennt Johannes van Betteray Beispiele.

Auch Forderungen von Tierschützern können sie nicht immer nachvollziehen. Ein Beispiel: Vor der Geburt wird die Sau in eine „Abferkelbucht” geführt, dies ist eine enge Stahlkonstruktion, in der die Sau sich wenig bewegen kann – sehr zum Bedauern der Tierschützer, die das freie Laufen der Sau in der Box fordern. Die Landwirte halten dagegen: „Eine Sau wiegt rund 200 bis 250 Kilogramm, ein Ferkel bei der Geburt gerade mal 1,5 Kilogramm. Wenn eine Sau sich frei bewegen könnte, würde sie ihre Ferkel er­drücken und töten. Daher ist die Box sinnvoll.”

Bürgermeister Schmidt ist nach dem Rundgang froh, sich ein eigenes Bild gemacht zu haben. „Hier sind die Tiere bestens aufgehoben. Die Haltung hier stimmt nicht mit häufigen Darstellung in den Medien überein.”, ist er sicher.

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