“Wir tun alles, damit es unseren Tieren gut geht”

4. Station: Kreis-WfG mit Sommertour auf dem Budbergerhof in Emmerich

EMMERICH. Die Frage, ob er diesen beruflichen Weg noch einmal einschlagen würde, beantwortet Christian Scheers mit Nachdruck: „Ja, auf jeden Fall. Der Beruf ist vielseitig, abwechslungsreich und anspruchsvoll.“ Scheers ist Landwirt und führt den Milchviehbetrieb am Steinackerweg in Emmerich. Seine Familie bewirtschaftet den Budbergerhof in dritter Generation. „Die Momentaufnahme ist aber eine Katastrophe“, sagt Scheers im Rahmen der Sommertour Landwirtschaft der Kreis Klever Wirtschaftsförderung.

Seit 30 Jahren ist die Familie Scheers auf Milchviehhaltung spezialisiert. Christian Scheers übernahm den Hof 2007 von seinem Vater Friedhelm. Auf 55 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche produziert der Betrieb einen Großteil des für die rund 200 Tiere, von denen 140 gemolken werden, benötigten Futters selbst. „Wir sind ein klassischer Familienbetrieb“, sagt Christian Scheers. Mit modernen Ställen und Systemen sei die derzeitige Größe gut zu packen. Ziel ist, dass die anfallenden Aufgaben von nur einer Personen bewältigt werden können.

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Nick und Tom (v. l.) mit einem der Kälbchen auf dem Budbergerhof. NN-Foto: MB
Nick und Tom (v. l.) mit einem der Kälbchen auf dem Budbergerhof.
NN-Foto: MB

Voraussetzung dafür war der Neubau eines modernen Stalls im Jahr 2008. Dieser verfügt unter anderem über zwei vollautomatische Melksysteme. „Die Tiere werden drei- bis viermal am Tag gemolken, jede Maschine macht in dieser Zeit rund 210 Melkvorgänge“, erläutert Scheers. So werden hier 1,4 Millionen Kilo Milch jährlich produziert. Die Maschinen seien dabei „ein Riesen-Vorteil“ für einen Familienbetrieb, „vor allem ist man flexibler“.

Doch nicht nur in Sachen Zeitmanagement machen sich die modernen Anlagen bezahlt. „Auch für die Tiere ist es besser“, sagt Scheers. Ein Aspekt: Da sie öfter gemolken werden, schwellen die Euter nicht so stark an, es kommt viel seltener zu Krankheiten. Zudem wird die Milch ständig auf Erreger untersucht. „Eine kranke Kuh ist unwirtschaftlich, deshalb tun wir alles, damit es unseren Tieren gut geht“, betont Scheers. Das Ziel: Langlebigkeit, die Kühe sollen möglichst alt werden.

Doch die Situation wird für den Landwirt nicht leichter, ganz im Gegenteil. Rund 25 Prozent weniger Einnahmen als im Vorjahreszeitraum bedeuten, „dass wir derzeit jeden Monat drauflegen“, sagt Scheers. Der deutsche Markt sei der mit der schlechtesten Wertschöpfung, was vor allem die Milchbauern zu spüren bekommen. Zwar weise der Kreis Kleve eine hohe Wertschöpfung in der Landwirtschaft auf, wie Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers betont. Dennoch kämpfen Landwirte wie Christian Scheers mit Flächenknappheit und hohen Pacht- und Produktionskosten. „Wir konkurrieren außerdem mit Betrieben beispielsweise in Australien, die ganz andere Voraussetzungen haben“, sagt Scheers.

[pull_quote_left]Wir legen jeden Monat drauf. Und wir müssen in diesem Jahr wahrscheinlich sogar unser Futter finanzieren.[/pull_quote_left]Kreis-Landwirt Josef Peters macht auch den „Preiskampf der Lebensmittelgiganten“ für die prekäre Situation verantwortlich. Die Molkereien würden vom Einzelhandel geknebelt, und die Landwirte am Ende der Kette bekämen das, was übrig bleibt. Für die Milchbauern bleibt dadurch oftmals nur der laut Christian Scheers „gefährliche Weg“ des Fremdkapitals: „Wir müssen in diesem Jahr wahrscheinlich sogar unser Futter finanzieren.“ Josef Peters weiß, dass sich mittlerweile „auch Banken schon Sorgen machen um so manchen Landwirt. Es wird teilweise mehr finanziert, als das Grundbuch eigentlich zulässt.“

Peters und Scheers waren, dass es „nicht mehr lange so weitergehen darf“. Der Emmericher Landwirt denkt dabei auch an die künftige Bewirtschaftung seines Hofes: „Natürlich würde es mich freuen, wenn einer meiner Söhne den Betrieb mal den Betrieb übernimmt.“ Doch zwangsläufig werde die Nachfolge nicht über die Familie geregelt, denn: „Man muss auch eine Passion für diesen Beruf haben.“

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